: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Geschichte wiederholt sich doch immer wieder. Etwa wenn die KünstlerInnengruppe Serenata Lubola aus den Reihen des Karnevals der Kulturen mit Staatsgewalt entfernt wird und gleichzeitig einen Preis für ihre eben noch kriminalisierte Darbietung verliehen bekommt (siehe taz vom 2. 6.). Das erinnert gleich an zwei Vorkommnisse in Nowosibirsk und Prag, die davon zeugen, dass Ost und West immer näher zusammenrücken.
Zunächst komme ich auf den Aktions- und Videokünstler Artem Luskov, der am 15. Mai in Nowosibirsk verhaftet wurde. Als Mitorganisator wurde er nach der Absage der diesjährigen „Monstration“ – eine Kunstperformance, die bereits auf der Documenta 12 präsentiert wurde – am 1. Mai vom „Amt gegen Extremismus und Terrorismus“ verhört, während einige Personen sich trotzdem traditionell zusammenfanden. Seitdem hagelt es falsche Anschuldigungen, die nicht zuletzt an den Versuch erinnern, Mitgliedern der Serenata Lubola Diebstahl zu unterstellen.
Das Art Laboratory zeigt die „media reality“ der Prager Künstlergruppe Ztohoven. Zwei Jahre ist es her, dass die etwa achtköpfige Gruppe das Bild einer Atomexplosion in eine Liveübertragung eines Wetterkanals schmuggelte. Während öffentliche Bedenkenträger in einer Dokumentation von ihren „Todeserfahrungen“ berichteten, die die Bilder heraufbeschworen hätten, zeigen sich hingegen befragte BürgerInnen recht entspannt: „Aufgrund unserer Geschichte wissen wir doch, wie einfach Medien manipuliert werden.“ Dass allerdings ein TV-Sender gehackt werden konnte, erstaunte nicht nur, sondern hatte auch erhebliche Geldstrafen zur Folge. Doch das System füttert sich selbst. Und so bekamen Ztohoven den „NG 333“-Preis der Prager Nationalgalerie für ihre Aktion verliehen, und die Preisgelder wanderten von einem Staatssäckel ins nächste.
■ Ztohoven: Media Reality, bis 28. Juni, Sa. + So. 14–18 Uhr, 26. 6., 20–23 Uhr, Prinzenallee 34