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Archiv-Artikel

Norddeutschlands Welterbe

Einzigartig und schützenswert: Das ist kurz gefasst die Bedingung, die eine Welterbe-Stätte laut Unesco erfüllen muss. Mit der Unterzeichnung der Welterbekonvention verpflichtet sich jedes Land dazu, die innerhalb seiner Grenzen gelegenen Welterbestätten auf eigene Kosten zu schützen und für künftige Generationen zu erhalten. Die Auswahl erfolgt durch ein von der Unesco eingerichtetes Komitee, das durch den Internationalen Rat für Kulturdenkmäler (Icomos) unterstützt wird. In Deutschland gibt es 30 Welterbestätten, sechs davon im Norden.

Der Hildesheimer Dom und die ehemalige Benediktinerabteikirche St. Michael gelten laut Unesco als „außergewöhnliches Zeugnis von der religiösen Kunst im Heiligen Römischen Reich“. Beide Gebäude vermitteln einen umfassenden Zugang zum Verständnis der Einrichtung romanischer Kirchen im christlichen Abendland. Auf der Unesco-Liste seit 1985.

Mit dem mittelalterlichen Stadtkern der Hansestadt Lübeck wurde 1987 erstmals in Nordeuropa eine ganze Altstadt als Welterbe anerkannt. Unter Schutz des Labels stehen insbesondere das Rathaus, das Burgkloster, der so genannte Koberg – das ist ein Stadtviertel – mit der Jakobskirche, das Heiligengeist-Spital, Patrizierhäuser des 15. und 16. Jahrhunderts, die Salzspeicher am linken Traveufer und – wie könnte man es vergessen – das Holstentor.

Goslar: Das Bergwerk Rammelsberg, 1988 stillgelegt, dokumentiert zehn Jahrhunderte Bergbaugeschichte. Einzigartig auch das Oval des Altstadtkerns, auf engstem Raum von einem Quadratkilometer errichtet. Durch die Pfalzanlage sächsischer und salischer Kaiser wurde Goslar zugleich zum Zentrum christlichen Glaubens ausgebaut – das „nordische Rom“. Die Türme der 47 Kirchen und Kapellen bestimmten die einzigartige Silhouette der Stadt. Auf der Welterbeliste steht sie seit 1992.

Als Doppelpack im Jahr 2002 auf die Welterbeliste gekommen sind die Altstädte von Stralsund und Wismar. Denn sie „repräsentieren idealtypisch die entwickelte Hansestadt während der Blütezeit des Städtebundes im 14. Jahrhundert“. Wismar ist zudem die einzige in dieser Größe und Geschlossenheit erhaltene Hansestadt im südlichen Ostseeraum, und Stralsunds Insellage zwischen Strelasund und im 13. Jahrhundert aufgestauten Teichen gilt ebenfalls als einmalig. Noch dazu blieb der Grundriss beider Städte seit dem Mittelalter so gut wie unverändert.

Im zweiten Anlauf kamen auch das Rathaus und der Roland von Bremen auf die Liste. Ein erster Versuch war gescheitert, weil auch innerhalb des Komitees der Welterbe-Club als zu eurozentristisch empfunden wurde. Gegen die Skepsis haben sich die „einzigartigen Zeugnisse für die Entwicklung von Autonomie und Marktrechten“ im Sommer 2004 aber doch durchgesetzt. taz