: Kampf um Privilegien
betr.: „Kulturkampf im Vorwahlkampf“, taz vom 18.1.05
Es stimmt, PISA beweist nicht eindeutig die Überlegenheit der „einen Schule für Alle“, und dennoch hat Frau Schumann Recht. Den ihr bekannten Kern des Problems spricht sie allerdings hier nicht an, er ist auch tabuisiert: Zum Beispiel verstehen die meisten Gymnasiallehrer „individuelle Förderung“ gar nicht bzw. halten sie nicht wirklich für ihre Aufgabe. Denn Schüler, die die Lehrer nicht verstehen, werden in Deutschland – nach fester Pädagogenüberzeugung zu Recht – „nach unten durchgereicht“ [...] Dazu passt, dass in Finnland die Eltern, Lehrer und Schüler natürlich nicht begabter oder lernfähiger als die deutschen und auch Methodik und Didaktik so konventionell wie bei uns sind. Der Unterschied liegt in den beiden wichtigsten Aufträgen für jeden finnischen Lehrer: Der Lehrer muss den Schüler verstehen, ihm zuhören, statt umgekehrt, und kein Schüler darf beschämt werden!!! [...] Es geht der gymnasialen Lobby nur um den Erhalt ihrer gesellschaftlichen Privilegien, denn sie weiß, dass ihre Kinder [...] trotz Schule genug für den Schulabschluss lernen [...] Man nähme den Eltern und Lehrern nur das mehrgliedrige Schulsystem und für die ersten 8 Jahre die Noten weg: Alles andere [...] ergäbe sich von selbst. HARTWIG DOHNKE, Herten