: Schwule sind besser
Der Film „Formula 17“ aus Taiwan ist eine Schmonzette – ohne Überraschungen, aber mit schönen Schauspielern
Tien, ein unschuldiger, dafür aber sehr gut aussehender Provinzler, verbringt seine Sommerferien in Taipeh: Dort will er jobben, vor allem aber will er endlich der großen Liebe oder auch nur dem ersten Sex begegnen. Sein erster Gang führt ihn in eine Bar, wo ein Schulfreund jobbt, bei dem er gedenkt zu wohnen: C. C., eine Supertunte, die bei jeder Gelegenheit exaltiert die Augen verdreht und die Arme theatralisch nach oben wirft – eine Art schwuler Jackie Chan, zumindest was den asiatischen Holzhammerhumor angeht, der im westlichen Kino höchstens von Bud Spencer erreicht wird.
Erste Gelegenheit, seine großen Gesten auszuprobieren, hat C. C. noch am selben Abend in der Bar: Bai betritt den Raum, ein szeneberüchtigter Playboy und erschütternd schöner Herzensbrecher, alle erstarren in Ehrfurcht, und es ist klar, wohin es mit dem Plot gehen wird. Tien ist verliebt, und fortan wird es darum gehen, ob diese Liebe in Erfüllung gehen wird.
„Formula 17“ ist ein durch und durch platter Film, der sämtliche Klischees der schwulen Schmonzette erfüllt und – zumindest aus westlicher Sicht – keine Überraschungen bietet. Erstaunlich ist allein: Der Film wurde nicht nur von einer jungen Regisseurin gedreht, er war in Taiwan auch ein Kassenschlager und wird dort eher als Komödie gehandelt denn als Schwulenfilm. Anders als in anderen asiatischen Ländern, wo der Film auf den Index kam (Singapur) oder von vornherein kaum den Weg über die Grenze suchen wird (China) gelten vielen in Taiwan Schwule als bessere Menschen. Besonders Frauen finden sie netter, sanfter, erotischer – und das hängt auch damit zusammen, dass dieses Land extrem auf die Transformation in eine postindustrielle Gesellschaft fixiert ist und gute Stube als wichtigstes Zeichen für Sozialaufstieg gilt.
Ein schwuler taiwanischer Kommentator vermerkte im Internet, wie stolz er auf diesen Film ist, auf diese „süße Utopie“: kein Aids, keine Schwierigkeiten beim Coming-out und noch nicht mal Frauen kommen vor! Anders gesagt: Männliche Zuschauer aus westlichen Ländern mit heterosexueller Orientierung können diesen Film auslassen. Und weibliche sollten eine Vorliebe für androgyne Jungs mitbringen. SUSANNE MESSMER
„Formula 7“. Regie: DJ Chen. Mit Tony Yang, Duncan u. a. Taiwan 2004, 93 Min.