: Design bestimmt das Bewusstsein
betr.: „Die neue Linkspartei ist in NRW zum Scheitern verurteilt. Der Alternative fehlt der Charme“, Kommentar von Pascal Beucker, taz vom 24. 1. 05
Nun lese ich zum zweiten Mal binnen weniger Monate in der taz, dass die „Wahlalternative“ von vorneherein zum Scheitern verurteilt sei. Und warum? Weil sie den Charme „gealterter Gewerkschaftsfunktionäre und frustrierter SPD-Unterbezirkskassierer“ verströme. Es mag ja sein, dass inzwischen auch für die taz das Design das Bewusstsein bestimmt, vom derzeit so angesagten ignoranten Gewerkschafts-Bashing mal ganz abgesehen.
Nachdem ich mich aber zweimal durch die trendy gestylten Herren Schröder, Fischer und Co. als Stimmvieh habe missbrauchen lassen (und nach der Wahl jeweils das glatte Gegenteil von dem bekam, was versprochen worden war), bin ich bereit, jeden ins Parlament zu wählen, der auf demokratischer Basis dem blind wütenden rot-grün-schwarz-gelben „Reform“-Wahn entgegentritt – sei er Unterbezirkskassierer oder nicht. Sollten nur zehn Prozent derjenigen, die sich 1998 von Rot-Grün eine echte Alternative zum ewigen Kohl erhofften, ähnlich denken und entsprechend ihr Kreuzchen setzen, ist mir um den Erfolg der „Wahlalternative“ nicht bange.
FRANZ WÖSTE, Celle
Pascal Beucker meint, dass die Disziplinlosigkeit und das Chaos der Gründungsphase zu den Erfolgsrezepten der Grünen gehörten und sieht wegen dieser fehlenden Charaktereigenschaften die neu gegründete Partei Arbeit & Soziale Gerechtigkeit (ASG – die Wahlalternative) schon wieder in der Versenkung verschwinden. Ja, es war lustig damals bei den Grünen, aber Chaos ist ja nun kein Wert an sich. Der Autor konzentriert sich in seinem Kommentar auf Äußerlichkeiten und geht mit keinem Wort auf die von der ASG adressierten Inhalte ein: da werden Alternativen zur derzeitigen Sozialstaatsabbaupolitik der Allparteienkoalition aufgezeigt.
Es wird sich zeigen, ob die Partei genügend WählerInnen mobilisieren kann, die sich endlich wieder eine unbequeme (linke!!) Opposition im Bundestag wünschen, die anscheinende Sachzwänge hinterfragt und die etablierten Parteien zwingt, Position zu beziehen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert!
BRIGITTE OSTMEYER, Holzgerlingen