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Archiv-Artikel

Direkt nach Pisa

Mit dem Lesefestival „Seiteneinsteiger“ für Kinder will die Kultursenatorin die Bildungsmisere lindern

Von BW

Man wolle mit dieser Veranstaltung nicht das Rad neu erfinden, betonte Kultursenatorin Karin von Welck. Auf Resonanz hoffe sie dennoch, wenn am 2. November unter ihrer Schirmherrschaft „Seiteneinsteiger“ stattfinde, ein Hamburger Lesefest für Kinder. Zwar klingt der wenig einprägsame Titel in Zeiten von Hartz IV eher nach beruflichen Quereinsteigern als nach einem Literaturfest für Kinder. Angekündigt wird es dennoch als Teil des „Gesamtprojekts für Kinder- und Jugendkultur“. Die Kulturbehörde und die Behörde für Bildung und Sport haben sich zusammengetan, um bislang vereinzelte literarische Aktionen dieser Stadt zu bündeln und ihnen ein öffentliches Forum zu bieten, berichtete die Kultursenatorin bei der Präsentation des Projekts. Damit aus Quantität Qualität werde. Wenn doch nur alles so einfach wäre.

„Seiteneinsteiger“ orientiere sich am englischen Vorbild, wo in der Schule mehr Literatur vermittelt werde als in Deutschland. Und weil Schulen eine große Zielgruppe sind und die Schulbehörde so schön mitarbeitet, wird der 2. November gleich zum offiziellen Projekttag erklärt. So muss sich kein Lehrer Gedanken um seine knappe Unterrichtszeit machen, und es werden sogar Vorbereitungskurse für Lehrkräfte angeboten.

Kinder und Jugendliche sollen beim Lesefest die Möglichkeit bekommen, Autoren und Illustratoren kennen zu lernen, darüber hinaus sind literarische Spaziergänge, Workshops und Theater geplant. Ein genaues Programm wird noch bekannt gegeben.

Das Lesefest ist zunächst für die kommenden drei Jahre vorgesehen. Dieses Jahr wird es 60.000 Euro kosten, die Finanzierung sei durch Kooperationspartner sowie Bildungs- und Kulturbehörde für 2005 bislang zu 70 Prozent gesichert. Die fehlenden 30 Prozent sollen Sponsoren beisteuern. Während die kooperierenden Verlage allerdings eine dreijährige Finanzierung zugesagt haben, sind die öffentlichen Gelder nur für dieses Jahr gesichert. Für das nächste Jahr werde dann neu entschieden, sagt Kulturbehörden-Sprecher Björn Marzahn.

Der Kultursenatorin zufolge arbeite Hamburg derzeit intensiv daran, sich zur „Literaturstadt“ zu mausern. „Seiteneinsteiger“ soll neben Veranstaltungen wie „Hamburg liest“ seinen Platz finden.

Warum das mit dem Lesen allerdings so wichtig sein soll, blieb nebulös. Die Senatorin sprach zwar von der abnehmenden Fähigkeit unter Kinder und Jugendlichen, komplexe Texte zu verstehen und davon, dass so manches früher besser gewesen sei. Ob sie sich vom 2. November aber eine konkrete Weichensstellung für die nächste Pisa-Studie erhofft, sagte sie nicht. BW