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Archiv-Artikel

DAILY DOPE (389)

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) will sich bei seiner Entscheidung über eine mögliche Weiterbeschäftigung von Kugelstoß-Bundestrainer Werner Goldmann, der einst in das DDR-Doping-System involviert war, nicht unter Zeitdruck setzen lassen. „Wir werden uns mit dem Bundesinnenministerium und dem Deutschen Olympischen Sportbund beraten. Das wird aber nicht von heute auf morgen gehen“, sagte DLV-Präsident Clemens Prokop.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die unabhängige Dopingkommission des DOSB unter Vorsitz von Udo Steiner, eines ehemaligen Bundesverfassungsrichters, empfohlen hatte, den wegen seiner Dopingverstrickungen in der DDR zum 31. Dezember 2008 entlassenen Goldmann weiterzubeschäftigen. Im Herbst hatte die gleiche Kommission noch eine gegenteilige Empfehlung ausgesprochen. Daraufhin kündigte der DLV den Coach des Berliner Diskus-Vizeweltmeisters Robert Harting.

Seitdem klagt Goldmann vor dem Arbeitsgericht Darmstadt auf Weiterbeschäftigung. Die Wende brachte eine Erklärung, die Goldmann, der von DDR-Dopingopfer Gerd Jacobs schwer belastet wird, im April zu seiner Doping-Vergangenheit eingereicht hat. Fünf andere ehemalige DDR-Leichtathletik-Trainer sicherten mit einer solchen Erklärung, die sie am 6. April abgegeben haben, bereits ihre Jobs, was heftige Kritik der Dopingopfer auslöste. In der Erklärung bekannten sich Rainer Pottel (Berlin), Maria Ritschel und Gerhard Böttcher (beide Halle/Saale) sowie Klaus Schneider (Magdeburg) und Klaus Baarck (Neubrandenburg) zu ihren Verfehlungen zu DDR-Zeiten, zeigten Reue und versicherten, nach der Wende einen Sinneswandel durchlebt zu haben.

Prokop betont, dass der nächste Gerichtstermin von Goldmann und DLV am 18. Juni in Darmstadt nicht der „Fixtermin“ für eine Entscheidung sei: „Wenn es beide Seiten wollen, können wir diesen Termin auch verschieben.“ Während der DLV über die Weiterbeschäftigung befinden muss, obliegt es dem Präsidium des DOSB zu beschließen, ob es von Goldmann die Entsendungskosten für die Sommerspiele in Peking zurückverlangt. (taz)