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Archiv-Artikel

Teures Urnenfeld

Trotz Gebührenerhöhungen garantiert die „Initiative Bestattung obdachloser Menschen“ Urnenbestattung

Köln taz ■ Thomas Kremer will „noch nicht in Jubel ausbrechen“. Würdevolle Bestattungen für Obdachlose schienen dem Sprecher der Kölner „Initiative Bestattung obdachloser Menschen“ noch vor kurzem nicht mehr bezahlbar. Die Kosten der Urnenbestattungen drohten um mehr als das Dreifache zu steigen. Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen wollte im Zuge einer Satzungsänderung diese Preiserhöhungen vornehmen.

Daraufhin bemühten sich Thomas Kremer und andere Mitglieder der Initiative um die Unterstützung des Kölner Rates. Ihr Engagement zeigte Wirkung: Auf Druck des Rates hin erklärte sich das Amt nun bereit, die erhöhten Gebühren für die Urnenbestattungen der Obdachlosen zu übernehmen. Die „Initiative Bestattung obdachloser Menschen“ soll wie vordem die Gebühren für die Benutzung der Trauerhalle entrichten und die Grabpflege leisten. Auf der heutigen Ratssitzung wird diese Ausnahmeregelung noch einmal diskutiert.

Bisher ermöglichte die „Initiative Bestattung obdachloser Menschen“ Obdachlosen oder Menschen ohne Angehörigen eine Bestattung mit Trauerfeier und einen Grabstein mit Namen. Die Finanzierung erfolgte ausschließlich mit Spendengeldern. Weil ein Urnenfeld nur noch mit zwei statt wie bisher mit sechs Urnen belegt werden soll, erhöht sich der Preis für eine Urnenbestattung von 242 Euro auf 1.000 Euro. Summen, die die Initiative nicht aufbringen könnte und vor ihren Spendern nicht vertreten möchte. Die Folge: Obdachlose würden von der Verwaltung wieder anonym eingeäschert, obwohl die Stadt durch die Arbeit der Initiative eine Menge Geld spart. Die ehrenamtlichen Helfer aus dem Umfeld der katholischen Kirche kaufen die Grabstätten und Steine, übernehmen die Organisation der Trauerfeier und die Grabpflege.

Für Franziskanerschwester Alexa, Mitbegründerin der „Initiative Bestattung obdachloser Menschen“, hat ihre Arbeit „mit Würde zu tun“. Ihr liegt am Herzen, „dass man Menschen nicht einfach entsorgt“. 2002 wurde die Organisation mit dem Kölner Elisabeth-Preis der Caritasstiftung ausgezeichnet.

Thomas Kremer freut sich zwar über die Kooperationsbereitschaft der Ratsmitglieder, sieht die Angelegenheit aber „noch nicht in trockenen Tüchern“. Dennoch ist er zuversichtlich. „Auch in Zukunft können wir Menschen, die im Leben nicht viele Spuren hinterlassen haben, versprechen, dass sie nach ihrem Tode nicht spurlos verschwinden.“ ANNE WELLMANN