: VWs neuer Kronprinz
Dem neuen Vorstand Bernhard haftet ein „Rambo“-Image an, aber Volkswagen braucht harte Sanierer
Wie Tom Cruise in Mission Impossible II thront ein Mann auf einer Power-Chopper. Das Foto von Wolfgang Bernhard und dem 10-Zylinder-Motorrad auf der Detroit Motor Show zeigt den neuen Kronprinz bei Europas größtem Autobauer. Die Zeitungen schrieben vom „Kosten-Rambo“, der den angeschlagenen Autoriesen VW umkrempeln, quasi die Löhne auf das Niveau Swasilands herunterfahren wird.
Heute tritt Bernhard (44) seinen Job als Konzernvorstand ohne Geschäftsbereich in Wolfsburg an, spätestens 2006 soll er die Marke VW übernehmen. Als das im Oktober bekannt wurde, schnellte die VW-Aktie um acht Prozent nach oben. Bernhard hat schon mit 35 Jahren den Start der S-Klasse verantwortet. Als zweiter Mann verkaufte er dann bei Chrysler Fabriken, baute über 20.000 Arbeitsplätze ab und sparte im Einkauf Milliarden.
Dann wurde der Doktor der Volkswirtschaft doch nicht Mercedes-Markenchef, weil er die Marke mit dem Stern als Sanierungsfall bezeichnet und auch noch die Asien-Strategie von Daimler-Boss Jürgen Schrempp kritisiert hatte.
Vielleicht ist das sogar ein Glücksfall für VW. Volkswagen ist der große Verlustbringer des Gesamt-Konzerns. Pro verkauftem Golf, Polo oder Passat fahren die Wolfsburger derzeit einen Verlust von bis zu 100 Euro ein. Wenn sich daran nichts ändert, wird VW ein zweiter Fall Opel: Volkswagen braucht einen harten Sanierer. Viel spricht zudem dafür, dass Bernhard seinem Ruf als eiskalten Arbeitsplatz-Rasierer vorerst nicht gerecht werden wird. Das würde der Anteilseigner Niedersachsen, wo fast 100.000 VWler arbeiten, auch gar nicht zulassen. Auf der ersten Aufsichtsratssitzung präsentierte Bernhard sich als besonnener Sanierer, sagen Beteiligte. „Wir wissen, dass ihm der Ausspruch ‚Blut muss den Neckar runterfließen‘ nachgesagt wird“, sagte auch Niedersachsens IG Metall-Chef Hartmut Meine. Allerdings sehe er in Bernhards Berufung „mehr Chancen als Risiken“.
Kai Schöneberg