: Atomkraft lässt die meisten kalt
AKW-GegnerInnen mobilisieren zu einer Widerstandswoche gegen das Deutsche Atomforum, das heute und morgen stattfindet. Bisher hält sich die Anzahl der Unterstützer noch in Grenzen
VON PETER NOWAK
Eine Hundertschaft Polizisten umringt einen Eisenbahnwaggon. Auf einem anderen Foto hat sich eine Menschenmenge zur Blockade auf die Straße gesetzt. Diese Fotos von Castor-Transporten ins Wendland sollen für die richtige Stimmung gegen Atomkraft sorgen. Doch am Wochenende hatten sich nur wenige Menschen zum Auftaktkongress der Anti-AKW-Wintertage 2005 im Schöneberger Jugendzentrum Drugstore eingefunden. Ziemlich unbeachtet hängen die Fotos am Eingang.
Auf ihrem Treffen wollten die AktivistInnen dem Protest gegen die Atomkraft wieder anheizen. Konkret soll gegen das Deutsche Atomforum demonstriert werden. Regelmäßig Anfang Februar veranstaltet diese Lobbyorganisation der Atomindustrie im Berliner Maritim-Hotel ihre Wintertagung – in diesem Jahr am 1. und 2. Februar. Das Atomforum wurde 1959 gegründet. Mit Siemens, KWU, Hochtief und RWE sind alle Konzerne im Atomforum vertreten, die maßgeblich am Atomgeschäft beteiligt sind.
Das Motto des diesjährigen Atomforums heißt: „Plädoyer für einen vernünftigen Energiemix“. In Arbeitsgruppen diskutieren PolitikerInnen, KonzernvertreterInnen und ausgewählte WissenschaftlerInnen. So soll etwa eine Mitarbeiterin des Instituts für Demoskopie aus Allensbach erläutern, wie der Begriff Energiemix in der Öffentlichkeit ankommt. Bei den organisierten AKW-GegnerInnen müsste sie da nicht erst nachfragen. Denn sie stellten ihre Widerstandswoche unter das Motto „Widerstandsmix statt Energiemix“.
Mit einem Spaziergang zu atompolitischen Stätten in Berlin wollte man sich am Montag schon mal warmlaufen – die Beteiligung fiel mit zehn Personen erneut eher mager aus, berichtete ein Sprecher, der sich davon allerdings wenig beeindruckt zeigt. Schließlich liege der Schwerpunkt der Organisatoren auf den konkreten Protesten gegen die Veranstaltung der Atomlobby.
Heute Nachmittag wollen die Atomkraft-Gegner die Teilnehmer des Atomforums „begrüßen“. Höhepunkt der Protestwoche soll eine erneute Kundgebung am späten Mittwochnachmittag vor dem Maritim-Hotel sein. Nach dem Ende des Atomforums rufen die GegnerInnen für den Donnerstag schließlich dazu auf, Berlin zu „dekontaminieren“. „Wir stellen nur den Rahmen und laden alle Anti-Atom-Gruppen und Einzelpersonen ein, sich mit eigenen Aktionen an den Aktionstagen zu beteiligen“, sagt eine Aktivistin gegenüber der taz.
Von der geringen Resonanz für den Auftaktkongress will man sich nicht abschrecken lassen. Ausdrücklich werden auch die AltaktivistInnen der Anti-AKW-Bewegung zur Teilnahme an den Widerstandstagen eingeladen. Schließlich haben sich einst hunderte von Berlinern zu AKW-Standorten wie Gorleben, Brokdorf oder Wackersdorf aufgemacht. Ob das Konzept aufgeht, wird sich spätestens am Freitag zeigen. Dann wollen die AktivistInnen die Widerstandswoche auswerten und Schlussfolgerungen für weitere Aktionen ziehen. Selbst wenn die Aktionswoche in Berlin floppen sollte, haben die AKW-GegnerInnen einen Trost. Der nächste Castor-Transport nach Gorleben kommt bestimmt – und damit auch der Protest dagegen.