: DIE VORLESER
von ANDREAS SCHNELL
Zur sage und schreibe 444. Bremer Buchpremiere lädt am Dienstag, 20 Uhr, Zentralbibliothek) die Bremer Stadtbibliothek und das Bremer Literaturkontor. Die Veranstaltungsreihe debütierte am 24. April 1990, die Schnapszahl besorgt Michael Augustin (Foto), der zu diesem Anlass sein Buch „Geklautes Licht“ vorstellt.
Der Lyriker, ohnehin als Meister der kleinen Form bekannt, hat seine Kunst hier noch weiter miniaturisiert. Dreizeiler in der Art japanischer Haikus hat er versammelt, von ihm selbst „Sekundenkleber“ geheißen. Sein Spektrum reicht von der jahreszeitlich geprägten Naturbetrachtung bis hin zum Absurden. Ein befremdliches, mitunter tiefschwarzes Szenario tut sich auf vor des Lesers Auge: Ob nun die Katze des Chirurgen mit einem abgeschnittenen Finger spielt, ein hutloser Henker höflich seinen Kopf zum Gruße zieht oder eine Vogelscheuche ausgerechnet unter der Last der auf ihr landenden Vögel zusammenkracht – in Augustins Dreizeilern, die dem traditionellen Haiku-Silbenschema 5/7/5 folgen, ist alles möglich. Der Eintritt ist wie immer frei, und zur Schnapszahl soll es auch Schnaps geben, rot und weiß, in den Farben Bremens.
Im Rahmen der Tschechischen Kulturtage liest – gleichfalls in der Zentralbibliothek – der Autor Jaroslav Rudis mit seiner deutschen Übersetzerin Eva Profousová aus seinem Roman „Grand Hotel“ und lässt anschließend mit sich über die aktuelle Literatur seines Heimatlandes reden. „Ein Spektrum von tragikomischen Gestalten, die der Autor mit der Sensibilität eines Bohumil Hrabel getroffen hat“, urteilte der Kritiker Radim Kopác über „Grand Hotel“ (Donnerstag, 18 Uhr).
Falls Sie am Mittwoch in Bremerhaven sind, können sie dort ab 18 Uhr an einem Literarischen Rundgang teilnehmen. Der Rundgang führt an historische Orte, derweil Sie sich dazu aus Romanen, Reiseliteratur und Gedichten vorlesen lassen können. Treffpunkt: Radarturm, Van-Ronzelen-Straße.