: Das Rein-Raus-Spiel
US-Wissenschaftlern sei Dank. Jetzt wissen wir, was das Auf und Ab beim Sex soll: Der Fremdsamen muss raus
Wozu soll das ständige Herein und Heraus beim Sex gut sein? Dient es dem Lustgewinn? Nein. Glaubt man den Ausführungen zweier New Yorker Psychologieprofessoren, dann geht es allein um Wettbewerb. Um den möglicherweise vorhandenen Restsamen des Vorgängers vom Muttermund ab- und hinauszudrängen, muss gerackert werden.
Um ihre Samen-Verdrängungs-Hypothese praxisnah zu testen, griffen Rebecca L. Burch und Gordon G. Gallup zu künstlichen Genitalien. Die Samenverdrängung wurde in Abhängigkeit von der Penis- und Vaginaform, von Spermaviskosität und Stoßkrafttiefe gemessen. Ergebnis: Entscheidend für die Samenverdrängung ist vor allem die Stoßkraft.
Durch anonyme Befragung von 600 StudentInnen fanden die Wissenschaftler heraus, dass nach einer zeitlichen Trennung der Partner oder bei Befürchtung weiblicher Untreue der anschließende Verkehr mit besonders kräftigen Stößen einhergeht. Coitus-Studien unterstützen die These vom Penis als Pumpe. Penisbeschneidung tunt die Pumpe noch: Durch Entfernung der Vorhaut verjüngt sich der Penisschaft hinter den Eicheln, während sich der dahinter liegende Peniskranz stärker hervorhebt. So vergrößert sich das Areal, in dem sich der hinauszubefördernde Fremdsamen sammeln kann. Allerdings treibt der beschnittene Penis nicht nur Fremdsperma, sondern auch Vaginalsekret heraus. Da sich Austrocknung nicht wirklich gut anfühlt, bevorzugt die Mehrheit der befragten Frauen Sex mit einem intakten Mann.
Die Psychologen untersuchten noch eine weitere pikante Frage: Kann sich ein unbeschnittener Mann die Hörner selbst aufsetzen? Das ginge so: Ein Mann wohnt einer Frau bei, die kurz zuvor Sex mit einem anderen Mann hatte. Während der Mann den Fremdsamen austreibt, schiebt sich ein Teil davon unter seine Vorhaut. Der Samen überdauert dort, um beim nächsten Akt mit einer weiteren Frau, etwa der Gattin, erneut einzudringen. „Fertilisation durch den Vorgänger“ konnte eine Gruppe englisch-belgischer Forscher erstmalig 1999 dokumentieren – allerdings bei Käfern. Burch und Gallup halten den Übertragungsweg beim Menschen für vernachlässigbar. Denn hätte er in der Evolution eine Rolle gespielt, dann wäre die Vorhaut längst ausgestorben.
CLAUDIA ALDENHOVEN