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Archiv-Artikel

Schiris Vorbilder

betr.: Fußball-Wettskandal

Ich verstehe die Aufregung über den „Fußball-Wettskandal“ nicht. In einer Gesellschaft, in der sich alles dem Profit unterordnen muss, ist es doch nur normal, dass die eigentlichen Werteauffassungen verkommen und nur gelegentlich von einem Bundespräsidenten halbherzig verbal in Erinnerung gerufen werden. Vorbilder hat so ein Schiedsrichter zur Genüge, vom IOC-Mitglied, das bei der Spielevergabe die Hand aufhält, über einen dicken Parteivorsitzenden, der im Zusammenhang mit Parteispenden plötzlich sprachlos wird, bis zu Bundestagsabgeordneten, die sich über den so genannten Fraktionszwang erpressen lassen, ihre Wertevorstellungen zugunsten der Diäten zu vergessen. Den Lobbyismus schon vergessen?

Die Schiris passen in dieses System. Wie sagte doch Karl Marx: „Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit, oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 30 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.“

HARALD PAPENFUSS, Erfurt