: Es lebe der Geschlechterkampf!
betr.: „ ‚Frauen müssten nach unten heiraten‘, sagt Hans-Peter Blossfeld, taz vom 26. 1. 05
Es lebe der Geschlechterkampf! Frauen müssen zum Glück gar nichts. Vor Jahren traf ich eine Bekannte zwischen den Regalen eines Supermarkts. Die „Verrückte“, wie sie bei uns hieß, weil sie als hochintelligentes Kind ihr Leben begann und als Erwachsene zwischen Psychiatrie und Resozialisation hin- und herwechselte. Sie erklärte mir in kurzen Sätzen, warum sie nicht so verrückt wäre, mit einem Mann zusammenzuleben. Der würde doch tatsächlich erwarten, dass sie dann Frühstück machen würde etc. etc.
Ich konnte ihrer Logik nur nickend zustimmen, während ich reichlich belustigt feststellte, dass ich die Wahnsinnige war. Gerade mit zwei Kindern einer Katastrophenehe entflohen, war ich der Liebe meines Lebens begegnet. Hatte keine Lust auf Logik, sondern auf weitere Kinder und „Unvernunft“. Inzwischen haben wir 7 Kinder. Zu den „besten“ Zeiten habe ich in der Woche zwischen 90 und 100 Stunden für die Familie gerackert. Heute, nachdem auch der Jüngste in die Schule geht, sind es noch 50 bis 60 Stunden Haushalt und Organisation. Mein Mann war noch Student, als die ersten Kinder kamen. Ich war selbständig und hatte ein eigenes Unternehmen. Damals habe ich vielleicht nach unten geheiratet. Heute ist mein Mann Professor. Ich bin in den letzten Jahren zwar zum Arbeitstier geworden, ob sich diese Arbeit aber auch für mich gelohnt hat, werde ich noch feststellen müssen. Ich bin zurück und arbeite wieder selbständig. Versuche für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bessere Voraussetzungen zu fordern. Berate und coache Frauen, deren Selbstbewusstsein durch die Familienphase gelitten hat. Halte Vorträge und plädiere für Gesamtschulen. Und lehne eine erhöhte Pflegeversicherung für Kinderlose ab. Oder sie müsste auch von allen Männern ohne Nachweis eines Erziehungsjahrs geleistet werden. Klar, dass unsere Gesellschaft zu wenig Kinder hat. Jeder bekommt, was er verdient. DANIELA SELBERG, Hannover