: Abenteuerspielplatz Zeche Zollverein
Trotz der Querelen um den Erhalt des Status Weltkulturerbe sind die Arbeiten an der Kohlenwäsche weiter gegangen. Die Finanzierung des neuen RuhrMuseums steht noch nicht. Sorgen bereitet die Design-Weltmesse im nächsten Jahr
Noch gibt es nicht einmal Kuratoren, die im nächsten Jahr Qualitäten für die erste Design-Weltmesse Entry entwickeln wollen, die danach im Fünfjahresturnus auf der Zeche Zollverein stattfinden soll. Immer noch gibt es einen schwelenden Disput zwischen Peter Zec, dem Leiter des ortsansässigen Design-Zentrums und der Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ). „Zec hat sich leider nicht beworben“, sagte NRW Kulturminister Michael Vesper (Grüne) beim Baustellenrundgang in der ehemaligen Kohlenwäsche. Es wäre aber komisch, wenn das Design-Zentrum an der Entry nicht teilnehmen würde. Gesucht würden momentan weltweit fünf renommierte Kuratoren, „allerdings nur solche, die auch 2006 ganz zur Verfügen stehen können“, so Vesper
Für Roland Weiss, den Geschäftsführer der EGZ stehen andere Werte ganz oben auf der Prioritätenliste. „Wir wollen hier keine Kunstausstellung“, sagt er. Das Geld für die Design-Messe käme aus dem NRW Wirtschaftsministerium und sei dazu gedacht, das gesamte Zechengelände zu entwickeln. Schon jetzt könnten sich Investoren für eine exclusive Firmenadresse auf Zollverein bewerben. Auch der Innen-Ausbau des neuen RuhrMuseums ist finanziell noch nicht abgesichert. In den veranschlagten 42 Millionen Euro Umbaukosten für die ehemalige Kohlenwäsche sei der nicht enthalten, so Weiss. Dafür wären noch zusätzlich sieben Millionen Euro nötig. „Finanziell sind wir aber im Korridor“, Vesper bestätigt die Summe und lobt anschließend lieber den Zustand der frisch gefegten Baustelle. Da liefe jedenfalls alles nach Plan.
„Wir haben dort immer mit offenen Karten gespielt“, sagt der NRW Bau- und Kulturminister und spielt auf die Querelen um den Erhalt des Weltkulturerbestatus an. Das Land habe nur die Alternative „nutzen oder nicht nutzen“ gehabt. „Wir wollten die Kohlenwäsche aber nicht nur musealisieren“, sagt Vesper. Auch der von Denkmalschützern diskutierte spektakuläre Zugang ins Gebäude und der Umbau der Fassade sei jetzt von der UNESCO abgesegnet worden. Der Rüssel, wie der Minister die jederzeit wieder demontierbare Rolltreppe auf die 24 Meter-Ebene nennt, mache ehemaligen den Weg der Kohle sichtbar. „Die Auseinandersetzung um das Weltkulturerbe haben die Arbeiten nicht aufgehalten“, auch Staatssekretär Manfred Morgenstern, der neue Aufsichtsratsvorsitzende der EGZ, sieht den engen Zeitplan bis Frühjahr 2006 nicht gefährdet.
Der niederländische Stararchitekt Rem Koolhaas, der auch den Masterplan für das ganze Gelände Zollverein entwickelt hat, führte den Minister vorgestern persönlich durch die Baustelle. Auf den sieben Ebenen von „Schacht 12“, wie die Kohlenwäsche offiziell heißt, soll es im nächsten Jahr genügend Platz für Dauer- und Wechselausstellungen geben. „Die Besucher durchlaufen dabei das 90 Meter lange Gebäude wie einst die Kohle von oben nach unten“, erklärt Koolhaas das Konzept, das er gemeinsam mit dem deutschen Architekten Heinrich Böll entwickelt hat. „Ist das nicht die SchalkeArena?“ der Bauminister Vesper bewundert gerade die Aussicht aus 45 Meter Höhe und schwärmt vom optischen Zustand des Bauwerks, in dem „immerhin 79 Prozent der Maschinen denkmalgerecht erhalten worden sind“. Eine von jeder Sorte mindestens, auch von den riesigen Setzbecken und Siebtrommeln.
Das sei auch für die Bewerbung Essens als Kulturhauptstadt Europas 2010 von Bedeutung, so Vesper. Als „unvergleichliches Gesamtkunstwerk“ soll die Zeche Zollverein nämlich dann den deutschen Mitbewerbern den Schneid abkaufen.
PETER ORTMANN