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Unter einem Dach

Universitätskrankenhaus kauft Altonaer Kinderklinik. Die bietet durch Kooperation mit einer schleswig-holsteinischen Klinik außer Akutmedizin bald auch Rehabilitation

Das Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) kauft das Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK). Zum symbolischen Preis von einem Euro übt die Uni-Klinik damit eine Option aus, die sie sich im Kooperationsvertrag zwischen den beiden Kliniken 2003 vorbehalten hatte. Denn seither, so der UKE-Vorstandsvorsitzende Jörg F. Debatin, habe sich die finanzielle Lage des AKK erheblich verbessert, und auch medizinisch liege insbesondere die orthopädische Abteilung des AKK „europaweit mit an der Spitze“. Durch die Zusammenfassung der Kliniken unter einem Dach soll die Kindermedizin einen neuen Stellenwert erhalten, die in Deutschland ansonsten „stiefmütterlich behandelt wird“.

Ein Schritt in diese Richtung ist eine weitere Kooperation zwischen den beiden Krankenhäusern und der Humaine-Klinik in Geesthacht. Die schleswig-holsteinische Einrichtung für neurologische Rehabilitation von Kindern baut im eigenen Haus 15 Betten ab, um stattdessen im Altonaer AKK eine Station zu eröffnen. Auf der werden Kinder aufgenommen, die nach orthopädischen Operationen intensiv weiter therapiert werden müssen – und bisher zur Nachbehandlung nach Geesthacht verlegt werden mussten. Erstmals wird für Hamburger Kinder und ihre Familien nun eine wohnortnahe Rehabilitation möglich sein.

Dass diese Versorgungslücke geschlossen werden kann, ist allerdings allein der Kooperationsbereitschaft der schleswig-holsteinischen KollegInnen zu verdanken – und nicht etwa der Bereitschaft der Krankenkassen, medizinisch Notwendiges auch zu finanzieren. Im Gegenteil besteht hier für die JugendmedizinerInnen noch großer Verhandlungsbedarf. Denn die Krankenkassen weigern sich bisher, auch eine ambulante Therapie zu finanzieren, die das AKK ihren kleinen PatientInnen gerne anbieten würde.

Für viele Kinder und Jugendliche sei es keine Alternative, sich nach dem stationären Aufenthalt im AKK in einer Praxis für Physiotherapie weiterbehandeln zu lassen, erklärt der ärztliche Direktor der Humaine-Klinik, Achim Nolte: Eine einzelne Praxis verfüge selbstredend nicht über alle Gerätschaften, die eine Fachklinik bereitstellen kann. Das werde dazu führen, prophezeit UKE-Vorstand Debatin, dass etliche PatientInnen länger stationär verweilen müssen, als es medizinisch notwendig wäre.

Da dies nicht nur teuer, sondern auch „eine erhebliche Belastung für die ganze Familie“ sei, zeigte er sich zuversichtlich, die Krankenkassen noch zur Finanzierung der ambulanten Nachbehandlung bewegen zu können: „Für mich ist kaum nachvollziehbar, warum die Kassen darüber überhaupt noch nachdenken müssen.“ Auch der Staatsrat der Gesundheitsbehörde, Dietrich Wersich (CDU), drückte sein Bedauern darüber aus, dass die Krankenkassen „sich noch nicht endgültig dazu durchringen konnten“.

ELKE SPANNER

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