: In der Endlosschleife
Vier Jahre wartet ein Angolaner auf Einbürgerung. Letztes Jahr bat er den Innensenator um Hilfe. Dessen Sprecher rät zur Beschwerde. Beim Senator
bremen taz ■ Vor einem Jahr hat der gebürtige Angolaner Manuel Fragoso den Bremer Innensenator um Hilfe gebeten. Doch seine Hoffnung wurde enttäuscht. Das Einbürgerungsverfahren hat der Senator bis heute nicht beschleunigt. Vielmehr erhielt der in Bremen fest angestellte angolanische Sozialarbeiter erst vergangenen Monat die erneute Verlängerung einer zweiten „Einbürgerungszusage“. Wie die erste ist sie zwei Jahre gültig. „Im Klartext heißt das, ich soll noch warten“, ist Fragoso ungehalten. „Aber jeder weiß doch, dass Angola nicht ausbürgert. Was soll das denn?“
Tatsächlich ist Fragoso, der seit 18 Jahren in Deutschland lebt und hier Vater einer kleinen Tochter mit deutschem Pass ist, in die Mühlen zwischenstaatlichen Verwaltungshandelns gerutscht. Unwilligen bremischen Verwaltungshandelns – so sieht es Fragoso. Zwar ist eine Voraussetzung für die Einbürgerung in Deutschland, dass die erste Staatsbürgerschaft aufgegeben wird. Bürgert das Herkunftsland aber nicht aus – wie dies von Angola vielfach bekannt ist – kann hierzulande die doppelte Staatsbürgerschaft akzeptiert werden. So regelt es das Ausländerrecht. Eine Wartezeit von zwei Jahren für die Ausbürgerung aus Angola sei „zumutbar“, hatte die Bremer Ausländerbehörde dem Möchtegern-Deutschen geschrieben. Für den aber ist seit seiner Antragstellung im Januar 2001 inzwischen das vierte Wartejahr angebrochen – und er versteht es nicht: „Ich kenne Angolaner in Niedersachsen, die haben ihren deutschen Pass wenige Monate nach Antragstellung bekommen.“ Als Vorsitzender eines angolanischen Vereins hält Fragoso Kontakt mit Landsleuten in anderen Bundesländern. Sein Fazit: „Bremen betreibt Schikane.“ Ungerechte dazu. Denn würde er seine Stelle verlieren, droht ihm der Stopp des Einbürgerungsverfahrens – obwohl er seit 1986 in Deutschland lebt.
Damals kam Fragoso, 23-jährig, zum Studium nach Leipzig. Ein Abkommen zwischen den sozialistischen Bruderländern hatte dem Afrikaner einen Studienplatz für Agrartechnik beschert. Doch dann kam die Wende. „Es war völlig unklar, ob uns noch jemand das Studium bezahlen kann“, erinnert sich Fragoso. „Mit DDR-Agrartechnik war sowieso Schluss.“
Der Angolaner blieb in Deutschland, schlug sich durch, heiratete, wurde Vater, wurde geschieden. Heute ist er 40 Jahre alt und betont: „Mein Lebensmittelpunkt ist seit Jahren hier“. Zweifel hat daran offenbar niemand. Sonst hätte Fragoso wohl kaum eine Einbürgerungszusage bekommen. „Aber warum dauert dann alles so lange?“, fragt er.
„Vielleicht hat der Herr seine Ausbürgerung aus Angola nicht mit ausreichendem Nachdruck betrieben“, vermutet der Sprecher der Innenbehörde. Doch dafür gibt es keine Belege. Im Gegenteil. Immerhin fünfmal sprach Fragoso in den vergangenen Jahren bei der angolanischen Botschaft in Berlin vor – nur um sich den schriftlichen Vordruck abzuholen, der bestätigt, dass er sich um die Ausbürgerung bemühe. „Das kostet jedes Mal die Bahnfahrt und es bringt mir nichts außer Ärger“, sagt er. Die Landsleute in der Botschaft nämlich sähen so einen wie ihn einfach nicht gerne.
Auch dass die Bremer Ausländerbehörde nun eine „amtliche Begleitung“ des Ausbürgerungsverfahrens vorschlägt, missfällt ihm. Wenn deutsche Behörden jetzt mit der Botschaft Kontakt aufnehmen, „könnte das aussehen, als hätte ich mich beschwert“, fürchtet er Nachteile beim Besuch in der alten Heimat – um die Mutter oder die Geschwister zu sehen. „Herr Fragoso könnte sich beim Innensenator beschweren, wenn er das Gefühl hat, dass in der Ausländerbehörde etwas schief läuft“, schlägt der Sprecher der Innenbehörde vor. „Das habe ich doch schon im März letzten Jahres getan“, wundert sich Fragoso.
Der Brief an den Senator liegt der taz vor. „Im Rahmen meines fortgeschrittenen Einbürgerungsverfahrens haben sich Verzögerungen eingestellt, auf die ich aktiv keinen Einfluss nehmen kann“, hatte Fragoso damals schon um Hilfe gebeten. ede