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Archiv-Artikel

Kiffen mit Chloe Sevigny

Prunksters (17) – die wöchentliche Kolumne aus den USA von Henning Kober. Heute: Leo Fitzpatrick aus „Kids“

Er war der kaputte Junge in „Kids“. Als Leo Fitzpatrick 16 war, spielte er Telly, der durch New York skateboardet und heile Mädchen überredet, ihre Jungfräulichkeit gegen etwas Schweiß zu tauschen.

Jetzt sitzt er im Restaurant „Terrace Room“ in Park City, vorletzter Tag des „Sundance- Filmfestivals“, und erzählt: „ ,Kids‘ war meine erste Rolle. Ich war 16 und kam aus einer ziemlich funktionsgestörten Vorortfamilie. Skateboarden war und ist bis heute meine größte Liebe und das reinste Gefühl, das ich empfunden habe. Stehst du auf dem Brett, schaust du nicht von einem Punkt auf die Welt. Du bewegst dich konstant durch sie hindurch. Du rollst, du gleitest. Isoliert vom Wahnsinn um dich herum, der dann nur noch wie ein Film wirkt. Das hat mich gerettet.

Nach „Kids“ habe ich gemerkt, wie ratlos die Realität ist oder wie mächtig gute Filme sind. Viele wollten dem Schauspieler, der Telly gespielt und Chloe Sevigny mit HIV infiziert hat, ins Gesicht schlagen. Ein paar Jungs haben das auch gemacht.

Ich bin für eine Weile nach London und habe fünf Jahre in kaum einem Film mitgespielt. Chloe sehe ich immer mal wieder. Sie hat eine schöne Wohnung in Williamsburg. Man darf bei ihr nicht rauchen, aber kiffen in der Küche.

Mit 23 schlief ich immer noch in Squats und auf Sofas von Freunden. Ich war mir sicher, das Reisen hatte mich zu einer besseren Person gemacht, und wollte meinem Talent und dem Schauspielen noch eine Chance geben. Ein Agent hat mich dann in diese Fernsehserie gebracht. Weißt du, was meine Rolle war? Ein Junkie mit Aids.

Statt immer das gleiche Gesicht zu geben, arbeite ich jetzt lieber in zwei Berufen und lege auf Partys Platten auf. Letztes Jahr habe ich ein paar Monate in Kreuzberg gelebt, das spart auch Geld. Ich bin 27 und fange langsam an, mich in meiner Haut wohl zu fühlen. In Hal Hartleys neuem Sciencefiction ,The Girl from Monday‘ bin ich der Anführer einer Revolutionsbewegung. Der Film ist sehr klug und wird auf DVD veröffentlicht.

Ich will nicht einfach für Geld spielen. Ich will stolz sein auf das, was ich tue. Low-Budget-Filme zu drehen, das kommt der Bewegung des Skateboardens ziemlich nahe. Lieber springe ich mal als Beleuchter ein, als drei Tage in meinem Trailer auf die nächste Szene zu warten. Wenn’s eng wird, kann ich immer noch den spielen, der Aids hat.“