UNTERM STRICH

Der Schriftsteller Dieter Wellershoff, 83, wurde von der NSDAP als Mitglied geführt. Wie das heutige ZEITmagazin berichtet, existiert eine Karteikarte auf seinen Namen in der NSDAP-Mitgliederkartei im Bundesarchiv. Ein unterschriebener Aufnahmeantrag liegt nicht vor. Allerdings findet sich Wellershoff auf einer Liste von 368 NSDAP-Aufnahmeanträgen, die am 28. Oktober 1944 von der Gauleitung Düsseldorf bei der Reichsleitung in München eingereicht wurden. Wellershoff erlebte das Ende des Kriegs als Wehrmachtssoldat in der Division Göring. Das Auftauchen von immer mehr NS-Mitgliedskarteikarten Prominenter hatte für Diskussionen darüber gesorgt, ob Angehörige der Jahrgänge 1925–1927 ohne eigenes Wissen in die NSDAP aufgenommen wurden. Wellershoff sagt im ZEITmagazin: „Vor diesen braunen Leuten habe ich nur Abscheu empfunden … Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass ich irgendetwas unterschrieben hätte … Ich war nicht Mitglied der NSDAP! … Dass ich den Krieg überlebt habe, das habe ich versucht zurückzuzahlen, indem ich mich aufklärerisch verhalten habe.“ Unter Experten besteht inzwischen weitgehend Einigkeit, dass ohne Unterschrift der Betroffenen keine Aufnahme in die NSDAP möglich war. Der Historiker Armin Nolzen resümierte, für eigenmächtige Anmeldungen durch HJ-Führer gebe es bis heute „keinen einzigen empirischen Beweis“.