: Freak out im Kubus
Rampen statt Treppenstufen, Elektrobeats statt TV-Programm, „Eats“-Bereich statt Restaurant: Das Erlebnishotel „The Cube“ im Südkärntner Tröpolach lockt Zwölf- bis Vierzigjährige
VON SAMIRA ZINGARO
Die letzten Snowboarder bremsen scharf am Ende der FIS-Piste. Aus einer Gondel der Millennium Express Seilbahn steigt eine Gruppe Skifahrer mit geröteten Gesichtern. Am Firmament funkeln die ersten Sterne, während die Alpenspitzen noch rosa glühen. Im Dorf Tröpolach leuchten zwei urbane Würfel aus Glas, Holz und Beton: Scheinwerfer tauchen das Cube Hotel in buntes Licht. Aus der Sportbar des Hotels dröhnen elektronische Klänge, die DJ Ötzi aus der Après-Ski-Kneipe „Bärenhütte“ nebenan alt aussehen lassen.
„Come in – freak out“ steht auf den T-Shirts der Angestellten des Cube Hotels. Es ist Österreichs angesagtestes Erlebnishotel für junge Erwachsene. In der Hotellobby flackert ein Kaminfeuer. Zwei italienische Jugendliche schleppen ihre triefenden Snowboards die betonartigen „Gateways“ hinauf: Im Cube ersetzen Rampen die Treppen. Obwohl dort „Befahren verboten“ steht, verraten Bremsspuren, dass hier nicht wenige mit den Inlineskates zum Frühstücksbuffet donnern. Im Cube nimmt man seine Sportausrüstung mit aufs Zimmer, pardon, in seine „Cube Box“. Das dazugehörige Entrée, der „Showroom“, ist diebstahlsicher und lässt dank einer Lüftung die nasse Skiausrüstung über Nacht trocknen. Die Next Generation kommuniziert auf eine transparente Weise: Die Hotelräume sind verglast und leuchten je nach Zimmergröße in verschiedenen Farben. Neidisch blickt man in diese durchsichtigen Vorräume auf das neuste Burton-Board im Nachbarraum, wo sich der Besitzer gerade mit Duschtuch um die Lenden vor dem Spiegel rasiert. Das Waschbecken steht, ebenfalls einsehbar, im Showroom.
Wer Intimsphäre sucht, der schließt einfach die hölzerne Zimmertür zum Schlafbereich. Die Cube Box hat Bett und Dusche in modernem Design; die Einrichtung ist ansonsten spartanisch: Es fehlen Fernseher, Telefon, Minibar. „Wir vermissen den Zimmerservice“, bemängeln denn auch zwei junge Österreicher. Im Flur trinken sie auf einem Lounge-Sofa Bier. Zusammen mit sechs Freunden übernachten die beiden Zwanzigjährigen in einer 8er-Cube-Box. Gut, dass es das Sofa im Gang gibt: „Gerade bei acht Jungs sieht es schnell chaotisch aus.“ Begeistert sind sie dennoch: „Das Hotel steht gleich neben der Seilbahn, das ist sehr praktisch.“
Teens und Twens im Snowboarder-Outfit bevölkern die 24-Stunden-Bar des Hotels nach Pistenschluss. Zwei Teenager spielen in der Game Area Tischtennis. Auf einem der zahlreichen Plasmascreens parodiert der Rapper Eminem Michael Jackson auf MTV. „Das Alter der Gäste ist im Sommer höher“, meint Karin Ovsenk, stellvertretende Geschäftsleiterin des Cube Hotels. Zwölf- bis Vierzigjährige übernachten im Cube. In den Gängen trifft man auf viele Paare um die dreißig, auch auf junge Familien. Ein kroatisches Ehepaar mit Sohn schwärmt im „Eats“-Bereich vom vielfältigen Angebot des Hotels: „Die Playstations sind super“, meint die Mutter und zeigt erst auf ihren Sprössling, dann auf den Salat vor ihr: „Das Essen ist aber absolut nicht erstklassig.“ Ihr Mann fügt an: „Für eine Familie ist das Hotel sehr preisgünstig.“
Das Cube-Angebot orientiert sich am Lebensstil der Next Generation. Ab 21 Uhr ist der Cube Club im Untergeschoss kaum zu überhören. „Dieser Bereich ist unser Juwel“, sagt Karin Ovsenk. Allabendlich öffnet der Club seine Pforten – über tausend Leute haben dort Platz zum Tanzen und Trinken. „Wir sind aber kein Ballermann“, betont Karin Ovsenk. Das Cube sei etwas für Sportbegeisterte und Unternehmungslustige: „Die Leute sollen sich hier nicht sinnlos voll laufen lassen.“ Aktivitätsmöglichkeiten bietet das Hotel winters wie sommers zuhauf: Der Sportanbieter NTC ist für den Outdoor-Bereich zuständig. Wer den „Blue Day“ wählt, kann die neuesten Trendsportgeräte testen. Ein Lehrer zeigt, wie man zeitgemäß den Berg runterrattert: Sei es „Snowtubing“, „Skifox“ oder „Snowscooter“ – wer kein Englisch kann, lernt es hier.
Das Cube Hotel mit seiner modernen Architektur und dem breiten Angebot an Aktivitäten ist der Freizeithit für Jugendliche und die Generation „forever young“. Wer Ruhe, Erholung und Schlaf sucht, ist in diesem Hotel falsch untergebracht. Hier geht es um Spiel, Sport und Spaß bis zum „game over“.
Das Erlebnis-Hotel in Tröpolach im Skigebiet Nassfeld eröffnete im Februar 2004 und bietet 646 Betten, verteilt auf zwei Häuser. Hochsaisonpreise pro Übernachtung und Person: 2er-Box mit Dusche und WC 44 Euro, 4er-Box mit Dusche und WC 34 Euro, 4er-Box mit Etagendusche und WC 30 Euro, 8er-Box mit Etagendusche und WC 22 Euro. www.cube-hotels .com, www.kaernten.at SAMIRA ZINGARO studiert in Bern Soziologie