Veteran wartet auf Pension

Hamburg ist die einzige Metropole mit eigenem Rettungshubschrauber. Doch ein Generationswechsel steht bevor. Private Anbieter für Luftrettung im Gespräch

Eines ist beruhigend: In Hamburg wird ein Hubschrauber Bestandteil des Rettungssytems bleiben. Ansonsten ist jedoch ziemliches Wirrwarr um den „Heli“ ausgebrochen. Obwohl der am Bundeswehrkrankenhaus Wandsbek stationierte „SAR 71“ bereits seit Jahren ausgemustert werden sollte, fliegt er immer noch. Und obwohl sich der ADAC im Dezember 2002 der Feuerwehr als Alternative präsentierte, ist mit der Bundeswehr 2003 ein weiteres Luftrettungsabkommen unterzeichnet worden. Wer aber in Zukunft tatsächlich die Trägerschaft in der Luftrettung haben wird, ist unklar.

Er ist schon oft totgesagt worden, der SAR 71. Schließlich hat der Vietnam-Veteran vom Typ Bell UH 1D – von der Crew liebevoll „Anneliese“ genannt – auch in Hamburg schon mehr als 30 Jahre auf dem Buckel. „Da sind die Amerikaner immer ganz erstaunt, dass die Bell bei uns immer noch sinnvolle Verwendung findet“, sagt Presseoffizier Günter Schellmann, vom zuständigen Lufttransportkommando Münster.

Seit 1973 gehört die Bell UH-1D vom „Search and Rescue“-Kommando (SAR) als „SAR 71“ zur medizinischen Notfallversorgung der Feuerwehr und flog im Umkreis von 50 Kilometern schon mehr als 40.000 Einsätze – allein im vorigen Jahr 3.148.

Hamburg verfügt als einzige Metropole über einen eigenen Rettungshubschrauber. Der SAR 71 wird vom Feuerwehrdisponenten immer dann geordert, wenn der „Heli“ schneller als ein Feuerwehrnotarzt den Einsatzort – gerade im Hafen – erreicht. Den SAR 71 zeichnet aus, dass er auch an engen Orten in der Metropole landen kann. Oft reicht es, dass nur der Notarzt abgesetzt wird, es können aber auch Schwerverletzte unter medizinischer Betreuung an Bord in die Klinik geflogen werden.

Da die Bundeswehr in den nächsten Jahren die SAR-Staffel modernisieren und dann die Bell durch den viel größeren „NH 90“ ersetzen will, ist auch ihr Einsatz in der Hamburger Luftrettung in Frage gestellt worden. „Es gibt ein neues Luftrettungsabkommen“, sagt Innenbehördensprecher Marco Haase. Dies sei zunächst nicht begrenzt. „Die Bundeswehr hat die Aufgabe, den fliegerischen Teil abzudecken.“

Wie lange das noch der Fall ist, ist selbst in der Bundeswehr noch unklar. „Es ist geplant, dass im Laufe des Jahres die Luftrettung an eine zivile Trägerschaft abgegeben wird“, sagt Presseoffizier Schellmann. „Konkretes kann ich aber momentan nicht sagen.“ Es habe zwar „Kontakte“ mit dem Bundesgrenzschutz über eine Kooperation gegeben, doch die Gespräche seien ins Stocken geraten.

Hinter vorgehaltener Hand wird getuschelt, dass der SAR 71 doch noch einige Jahre in Hamburg fliegt. „Selbst wenn ein neuer Helikopter angeschafft wird, werden die Bells ja nicht verschrottet. Und wir werden Hamburg in der Luftrettung nicht im Regen stehen lassen“, raunt es in der Bundeswehr. Kai von Appen