unterm strich
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Fünf Monate ist es her, dass ein Großbrand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek verheerenden Schaden anrichtete. Am Freitag nun ist in Weimar das neue Studienzentrum der Bibliothek eröffnet worden, was zumindest vorübergehend die Brandschäden vergessen lässt. Der fast vierzehntausend Quadratmeter große Neubau der Architekten Hilde Barz-Malfatti und Karl-Heinz Schmitz, beide Professoren an der Bauhaus-Universität, ist in das Stammhaus eingefügt. Mittelpunkt des 25 Millionen teuren Neubaus ist ein gigantischer Bücherkubus, der dem Bau- Ensemble ein neues Zentrum gibt.

Zum Festakt im Deutschen Nationaltheater bekräftigte Kulturstaatsministerin Christina Weiss die Verpflichtung von Bund und Land für dieses kulturelle Erbe. „Der Bund hat viel für Weimar getan und wird auch in Zukunft viel für Weimar tun.“ Die Hälfte der Baukosten sei aus Bundesmitteln aufgebracht worden.

Die renommierte Forschungsbibliothek, in der Goethe lange die Oberaufsicht hatte, musste nach dem Feuer am 2. September 2004 geschlossen werden. An diesem Montag werden in dem mit neuester Technik ausgestatteten Studienzentrum wieder die ersten Nutzer erwartet. Die Bibliothek besitzt rund eine Million Bücher, Handschriften und Landkarten vom neunten Jahrhundert bis in die Gegenwart. „Generationen von fürstlichen und privaten Sammlern, Bibliothekaren und Stiftern haben diese Bestände wie einen Baum wachsen lassen“, sagte Weiss. Sie übergab an Bibliotheksdirektor Michael Knoche 13 Exemplare von verbrannten Titeln, die in Antiquariaten ausfindig gemacht werden konnten.

Bei dem Feuer wurden in und über dem Rokokosaal 50.000 Bücher zerstört. Weitere 62.000 wurden durch Flammen oder Löschwasser stark beschädigt. Für die Wiederbeschaffung und Restaurierung der wertvollen Bestände rechnet die Stiftung Weimarer Klassik mit mehreren Jahrzehnten. Das durch das Feuer stark zerstörte Stammhaus soll im Herbst dieses Jahres nach seiner Sanierung wiedereröffnet werden. Die Kosten werden auf 12 Millionen Euro geschätzt; Privatpersonen haben bislang 8,5 Millionen Euro gespendet.