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Archiv-Artikel

Meisterin der Positionshocke

Die Kroatin Janica Kostelic gewinnt ihr erstes Abfahrtsrennen – und dies gleich bei einer Weltmeisterschaft. Hilde Gerg verabschiedet sich enttäuscht mit dem achten Platz

SANTA CATERINA dpa ■ Hilde Gerg hat in ihrem letzten Einzelrennen bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften die Pleitenserie fortgesetzt. Die Mitfavoritin fuhr bei der Abfahrt im italienischen Santa Caterina gestern nur auf den enttäuschenden achten Platz. „Es ist wirklich schade. Schwer zu sagen, woran es lag. Ich habe keinen groben Fehler gemacht. Die anderen waren eben schneller“, sagte die 29-Jährige aus Lenggries ratlos. 1,42 Sekunden lag Gerg hinter Janica Kostelic (Kroatien), die ihren zweiten WM-Titel nach der Kombination und ihr erstes Abfahrtsrennen überhaupt gewann. Silber ging überraschend an die Junioren-Super-G-Weltmeisterin Elena Fanchini, Bronze sicherte sich die Österreicherin Renate Götschl.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich in der Abfahrt überhaupt eine Medaille gewinnen kann“, sagte Janica Kostelic. Erst am 15. Januar hatte die 23-Jährige als Zweite in Cortina d’Ampezzo das erste Mal überhaupt auf einem Abfahrts-Podest gestanden. „Sie fährt dort in Positionshocke, wo ich es mir gar nicht vorstellen kann zu fahren“, staunte Gerg. Vor zwei Jahren hatte Kostelic bei der WM in St. Moritz Gold in Kombination und Slalom gewonnen. Der dreifachen Olympiasiegerin von 2002 war nach mehreren Knie-Operationen sowie der Entfernung der Schilddrüse bereits das Karriereende prophezeit worden, doch immer zu Großereignissen ist die Kroatin topfit.

Das unterscheidet Kostelic von Hilde Gerg, die nach WM-Bronze im Super-G 2001 ohne Medaille blieb. „Das war die letzte WM, das Thema ist abgehakt. Man weiß, man hat schon viel erreicht. Es wäre ein Zugabe gewesen“, meinte die Slalom-Olympiasiegerin von 1998: „Da bin ich lieber Olympiasiegerin, als wenn ich heute Dritte geworden wäre.“ Von Montag bis Freitag will Gerg am heimischen Königsee abschalten. Freitags reist sie zurück nach Bormio, um die WM im Teamwettbewerb vielleicht doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen.