: WAS SAGT DIE WISSENSCHAFT ZUM STOIBER-VORWURF?
„Anzunehmen, dass bei einer erfolgreichen aktiven Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik Rechtsextremismus bekämpft sei, wäre naiv“, stellt der Soziologieprofessor Johann Bacher in seiner Studie „Arbeitslosigkeit und Rechtsextremismus“ mit 3.290 Befragten an der Universität Erlangen-Nürnberg fest. Wenn jemand arbeitslos wird, sozial ausgegrenzt, perspektivlos, dann könne das vorhandene rechtsextreme Einstellungen verstärken. Die Ursache liege aber woanders. Die Berliner Psychologieprofessorin Birgit Rommelspacher fasst mehrere Studien so zusammen: „Übereinstimmend wird festgestellt, dass ökonomische Notlagen kein erhöhter Risikofaktor für rechtsextreme Einstellungen sind.“ Zum Erstaunen der Forscher an den Universitäten Bielefeld, Tübingen und Münster neigten gerade Menschen aus gut situierten Verhältnissen häufig zu Rassismus. Der Grund dafür ist laut Rommelspacher der Druck, den sozialen Status zu halten oder aufzusteigen: „Darin zeigt sich eine forcierte Identifikation mit den Werten von Leistung, Wohlstand, Karriere und Geld, aus der heraus sich die Abwehr gegen alle die begründet, die als leistungsunfähig gelten oder anscheinend ohne eigene Anstrengung versorgt werden.“ Viele Jugendliche aus wohlhabenden Familien haben Versagensängste und werten andere ab, fanden die Münsteraner Soziologen Dieter Hoffmeister und Oliver Sill heraus. (dpa)