LEUCHTEN DER MENSCHHEIT ANDREAS FANIZADEH
: Abwrack- prämie für die Jusos

Ganz Deutschland bewegt das Drama um Abwrackprämien und pleitegehende Konzerne, die nach Staatsrettung und Steuergeldern verlangen. Auf Opel folgt Arcandor, auf Arcandor Porsche usw. CDU und SPD überholen sich gegenseitig bei der Errettung von Unternehmen, die sich marktwirtschaftlich überlebt haben. Wer glaubt denn ernsthaft, ein Opel Astra sei „systemrelevant“? Ist der „Astra“ etwa eine Eisenbahn, der öffentliche Nahverkehr, ein Fahrrad?

Wenn Wohlhabende nicht genug Porsches kaufen, soll das andere schmerzen? Das kann doch nur ein Porsche-Betriebsrat oder ein Lokalpolitiker behaupten. Von wegen „systemrelevant“. Lasst sie endlich zugrunde gehen! Aber, leider, Sigmar Gabriel, der regierende Umweltminister, ist ein echter Ökofreak. Ein solcher, wie ihn nur die SPD und ihre Jugendorganisation, die Jusos, hervorbringen können und wie er hervorragend in das derzeitige Kabinett passt.

Doch hören Sie, wie Jusos sprechen, bevor sie Minister werden und nur noch ihre verfluchte Lobby-, Klientel-, Gewerkschafts- und Standortpolitik betreiben. Da sind sie auf ein modernisierendes Image bedacht: „In der Vergangenheit waren es in besonderem Maße die Jusos, die ökologische Fragestellungen in die Sozialdemokratie hineingetragen haben“, heißt es zum Beispiel in These 59 des von Franziska Drohsel zu verantwortenden Bandes „Was ist heute links? Thesen für eine Politik der Zukunft“ (Campus 2009). Drohsel ist das neue frische Gesicht im Bundesvorstand der Jusos. Die müden Sätze des aktuellen Drohsel-Jusos-Manifest klingen aber so: „Doch ist es uns bisher nicht gelungen, Ökologiepolitik stringent innerhalb einer gesamtgesellschaftlichen Analyse zu entwickeln.“ Tja, vielleicht müsste man dazu mal kräftig in den Gabriel und den dicken Hintern der Partei hineinbeißen. Aber das wollen sie nicht.

Dabei könnte es sich sogar lohnen, wie man am Aufstieg der Grünen sieht.

■ Der Autor leitet das Kulturressort der taz Foto: Privat