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Archiv-Artikel

Billig betreut besser nicht

Forscher kritisieren den geplanten Billig-Job Tagesmutter

Von KOK

Das Institut Arbeit und Technik aus Gelsenkirchen (IATGE) erteilt den Plänen, das Betreuungsangebot für Kinder unter drei Jahren mit Hilfe von Mini-Jobs und Ich-AGs auszuweiten, eine Absage. In einer Expertise, die das Institut im Auftrag für das Deutsche Jugendinstitut erstellt hat, kommt das Institut zu der Auffassung, das die Tagesmütter-Jobs nicht attraktiv sind und mangels Qualität schlecht angenommen werden könnten.

Nach Einschätzung des Instituts richten sich die Jobangebote zur Kinderbetreuung an eine zunehmend kleiner werdende Zielgruppe. Denn das Tagesmütter-Geschäft, als Mini-Job getarnt, werfe keinen Existenz sichernden Lohn ab. Deshalb könnten nur Frauen, die durch ihren Ehemann sozial abgesichert seien, ein solches Angebot anbieten. Das werde sich im Falle einer Trennung als prekär erweisen, warnt das Institut. Zudem bleibe Schwarzarbeit wegen der niedrigen Einkommensgrenze (400 Euro) in einem solchen Falle attraktiver.

Auch die Ich-AG sei als Modell zur Kinderbetreuung nicht geeignet, auch wenn diese Organisationsform durch öffentliche Zuschüsse und günstigere Sozialversicherungsbeiträge finanziell attraktiver sei. Denn das Modell zur Firmengründung fördere nur die Langzeitarbeitslosen mit einem Leistungsanspruch und die Förderung laufe spätestens nach drei Jahren aus, stellt das IATGE fest. Bislang hätten sich nur wenige Frauen aus dieser Gruppe für ein solches Angebot entschieden. Das IATGE vermutet, dass zukünftig mehr Frauen in eine solche AG gedrängt werden. Was bei den Arbeitsagenturen „Aktivierung“ von Langzeitarbeitslosen heißt, werde dazu führen, dass die Qualität der Betreuung leide, folgern die Forscher. Denn die Annahme der Agenturen, Frauen verfügten „qua Geschlecht“ über eine Eignung als Tagesmutter, sei falsch. Zumal in Einzelfällen nicht einmal klar sei, ob die Betroffenen, die in eine solche Maßnahme gedrängt werden, überhaupt ein Interesse an Kinderbetreuung hätten. Kinderbetreuung und -erziehung seien sensible Aufgaben, die Qualität und Kontinuität erforderten. Kinderbetreuung und -erziehung „eigne sie sich nicht als Experimentierfeld für neue arbeitsmarktpolitische Instrumente“, schreiben die Forscher. Und warnen auch davor, Ein-Euro-Jobs in diesem Bereich auszuweiten, „um Langzeitarbeitslose für sechs bis neun Monate in Beschäftigung zu bringen“. KOK