THAILAND FOLGT MALAYSIA UND SINGAPUR: DEMOKRATIE IST ZWEITRANGIG: Autorität durch Erfolg

Das Votum ist eindeutig: Nach vier Jahren Herrschaft des Milliardärs Thaksin Shinawatra wollen die Thais mehr davon – und sogar auf eine wirkungsvolle Opposition im Parlament verzichten. Die Demokratische Partei wurde auf eine Statistenrolle zurechtgestutzt. Kein Wunder: Die Partei litt unter Abspaltungen, hatte keinen Führer mit Charisma und war programmatisch so schwach, dass ihr als Hauptargument nur eine Verhinderung der Übermacht von Thaksins Partei blieb.

Thaksin führt das Land wie ein Unternehmen und kultiviert das Image eines tatkräftigen Anpackers. Obwohl seine Regierung den einzigen vor einem Tsunami warnenden Meteorologen kaltgestellt hatte, konnte sich Thaksin nach der Katastrophe erfolgreich inszenieren. Prompt erholten sich seine in den Meinungsumfragen gesunkenen Werte. Thaksin zeigte, dass er am besten weiß, wie die Bevölkerungsmehrheit tickt. Wenn bei der von ihm angeordneten Anti-Drogen-Kampagne über 2.200 Menschen unter skandalösen Umständen sterben, erklärte er sie zu Drogenbossen. Er weiß, dass die meisten Thais sein Vorgehen mehr schätzen als rechtsstaatliche Prinzipien.

Thaksin gab den Thais ihren Stolz wieder, den sie in der Asienkrise verloren hatten. Damals mussten korrupte Politiker abtreten, die Demokratische Partei kam an die Macht und durfte die Scherben aufkehren. Als das Land sich erholt hatte, gewann Thaksin mit populistischen Wahlversprechen und profitierte vom Aufschwung. Mit einem Dorfkreditprogramm und einer Gesundheitsreform gewann er die Gunst der Landbevölkerung. Sie billigte dafür, dass Thaksins Firmen und Günstlinge am meisten von seiner Politik profitieren, während er demokratische Kontrollen aushebelte.

Thaksin erklärt die Wirtschaft zur Priorität und Demokratie zur Nebensache. Die Wähler akzeptierten dies in der Boomphase. Sollte es später zur Krise kommen, ist die Demokratie längst ausgehebelt. Thaksins Weg gleicht seinen Vorbildern Malaysia und Singapur und belebt ein mit der Asienkrise überwunden geglaubtes autoritäres Entwicklungsmodell in populistischer Hülle. SVEN HANSEN