: Koch ist kein Brutalstaufklärer
MSV-Torwart Georg Koch hatte jetzt auch seine Pressekonferenz im Fußball-Wettskandal. Der Profi bestätigt Betrugsversuche und Drohanrufe, bettelt jedoch darum, ihn aus der Affäre rauszuhalten
AUS DUISBURGMARTIN TEIGELER
Ein brutalstmöglicher Aufklärer sieht anders aus. Im Gegensatz zu seinem Namensvetter Roland (CDU) trat Fußball-Torwart Georg Koch (MSV Duisburg) gestern nicht mit dem Gestus des Anklägers auf. Mit leiser Stimme sagte Koch: „Ich habe ein reines Gewissen.“ Eilig hatte der Profi zu einer Pressekonferenz in die MSV-Arena eingeladen, um Neuigkeiten im Fußball-Wettskandal mitzuteilen. Doch der Auftritt des 33-Jährigen vor 50 Journalisten fiel überraschend kleinlaut und verhuscht aus.
Im Grunde erzählte Koch lediglich einen Vorgang nach, den er bereits am Wochenende öffentlich gemacht hatte. Die Begebenheit liegt gut ein halbes Jahr zurück. Im Mai 2004, Koch stand damals noch im Tor von Energie Cottbus, habe er vor dem letzten Saisonspiel gegen Regensburg einen Anruf bekommen. „Ein Mann, der sich mit Steffen Karl vorstellte, bot mir 20.000 Euro an, falls ich zwei Tore absichtlich kassieren würde“, begann Koch seinen Bericht. Ob es sich bei dem Anrufer um den ehemaligen Dortmunder Profi Steffen Karl gehandelt habe, ob er diesen überhaupt kenne, wollten einige Reporter gestern wissen? Aber Koch ging über die Frage hinweg. Er habe bei dem Telefon-Gespräch nicht weiter nachgefragt, sondern diesen Bestechungsversuch „sofort abgelehnt“ und „dementsprechend aufgelegt“, gab Koch zu Protokoll. Sein erster Gedanke sei damals gewesen: „Da will mich einer verarschen.“ Nur einem Bekannten habe er die seltsame Story erzählt.
Cottbus siegte am 23. Mai 2004 mit 3:0. Im Tor stand Tomislav Piplica, mittlerweile seinerseits einer der Angeschuldigten in der Wettaffäre. Koch spielte nicht gegen Regensburg, weil er sich zuvor verletzt hatte. Erst als der aktuelle Bundesliga-Skandal (siehe Infokasten) ins Rollen kam, habe er den Vorfall Ende Januar an Harald Stenger, den Informationsdirektor des DFB, gemeldet. „Ich vertraue dem DFB, dass die das aufklären“, sagte Koch. An die Öffentlichkeit sei er erst gegangen, als er am vergangenen Donnerstag anonyme Anrufe bekam. Ein Unbekannter habe zwei Mal kurz hintereinander angerufen. „Ich sollte mich nicht an die Öffentlichkeit wenden, sonst würde was passieren“, berichtete Koch. Die Stimme dieses Anrufers habe er ebenso wenig gekannt wie den Gesprächspartner vom Mai 2004.
„Ich habe eigentlich selten Angst. Aber die Geschichte habe ich doch sehr ernst genommen“, sagte Koch mit müder Stimme. Die Drohanrufe seien für ihn letztlich der Grund gewesen an die Öffentlichkeit zu gehen, um sich und seine Familie zu schützen. Die Medien forderte Koch auf, ihn künftig nicht mehr zu der Angelegenheit zu befragen. „Das hat für mich ja schon ein schlimmes Ende genommen“, bettelte Koch. Trotzdem blieben gestern Fragen offen. Warum erstattete Koch bislang keine Strafanzeige? Gab es schon früher Kontakte zum Kollegen Steffen Karl? MSV-Duisburg-Präsident Walter Hellmich lobte die „Zivilcourage“ Kochs und verstieg sich sogar dazu, ein Ende der Skandal-Berichterstattung zu fordern: „Ab jetzt reden wir nur noch über das Sportliche.“