frisches flimmern : Helden wie wir
Der Ausdruck Helden kommt aus dem lateinischen (Heros = Der Edelhafte) und ist eine Bezeichnung für Menschen, die sich durch außergewöhnliches Engagement, Mut oder Zivilcourage auszeichnen. In der Geschichte fallen so genannte Helden dadurch auf, dass sie das Leben anderer Menschen beschützen, verbessern oder durch besondere Entwicklungsfortschritte in den Naturwissenschaften auffallen. Zwei Filme wollen das belegen.
Kinderhelden
Herzensgute Waisenkinder, der Wunsch nach einer heilen Welt und Johnny Depp. Mit einem oscarverdächtigen Arrangement erzählt der Schweizer Regisseur Marc Forster (“Finding Neverland“) in seinem Drama „Wenn Träume fliegen lernen“ von der Entstehung der weltberühmten Märchenfigur Peter Pan. Der Ausstattungsfilm handelt vom Leben des schottischen Theaterautors James Matthew Barrie(Johnny Depp), der im London der Jahrhundertwende an einer Kreativitätskrise leidet. Sein neuestes Theaterstück fällt bei Kritikern und Publikum durch. Als er eines Tages im Park unerwartet die junge Witwe Sylvia Llewelyn-Davies (Kate Winslet) und ihre vier Söhne kennen lernt, flüchtet er aus seinem Alltag und freundet mit der Familie an. Gegen den Willen von Sylvias Mutter (Julie Christie) und seiner eigenen Frau (Radha Mitchell). Barrie erschafft für die Jungen die imaginäre Welt Nimmerland und kämpft mit Ästen gegen Indianer und Piraten. Das heitere Spiel mit den Kindern inspiriert ihn zu einem abenteuerlichen Stück, das ihn später weltberühmt werden lässt: „Peter Pan“. Doch ein erneuter tragischer Schicksalsschlag erschüttert den kindlichen Glauben an die Kraft der Fantasie. „Wenn Träume fliegen lernen“ entstand nach einer Theatervorlage. Die beeindruckenden Leistungen der Darsteller lassen eine rührselige Geschichte über eine 100 Jahre alte Märchenfigur entstehen, von der auch Harry Potter immer noch etwas lernen kann.
Antihelden
Sie sind unter uns. Ständiges Neonlicht, immer im Tunnel und man wird sogar angespuckt. Bulcsú, Gonzó, Muki, Tibi und Lecsó haben den härtesten Job im Untergrund: Sie sind Fahrkartenkontrolleure in der Budapester U-Bahn. Teamleiter Bulcsú (Sándor Csányi) ist genauso schäbig wie seine Umgebung. Er hat sich für ein Leben in den U-Bahn-Katakomben entschieden. Tageslicht hat er schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Mit seinem Trupp kämpft er gnadenlos für die Aufrechterhaltung der Ordnung. Sie prügeln sich mit schwarzfahrenden Gorilla-Kostümen und verfolgen wieselflinke Skater. Doch die Kontrolleure sind die Außenseiter der Gesellschaft. Das alles lässt Bulcsú aber kalt. Nur Szofi (Eszter Balla), eine junge Frau in einem Bärenkostüm, rührt plötzlich sein Herz. Als ein irrer Killer unschuldige Passagiere vor einfahrende Züge stößt, erwacht er endgültig aus seiner Apathie. Er will er den geheimnisvollen Mörder mit der schwarzen Kapuze und dem dunklen Ledermantel stellen. „Kontroll“ ist der erste abendfüllende Spielfilm des in Amerika aufgewachsenen Regisseurs Nimród Antal. Sein phantastische Thriller mit dem skurrilen Humor spielt in der unheimlichen Kulisse der Budapester U-Bahn. Gleichzeitig erzählt der Fantasyfilm auch eine Liebesgeschichte. „Ein Fremder fühlt sich wie in einem Tarkowskij-Film, wenn er da zum ersten Mal hinuntersteigt - wie in Solaris“, sagt Antal. Seine Fahrt durch die unterirdischen Labyrinthe des Budapester U-Bahn-Systems gewann den Prix de Jeunesse beim Filmfestival in Cannes 2004. Fahrkartenkontrolleure kommen nach Vorlage ihres Dienstausweises kostenlos in diesen Film. STEFAN ORTMANN