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Archiv-Artikel

Gebühr verursacht Schlingern

Im Wahlkampf stehen Schleswig-Holsteins SPD und die Grünen fest gegen anbrandende Bezahlstudien-Modelle – ganz wie ein Fels aus Pappmaché

Von eib
Einziger Zeuge: ein Übersetzer, der sich ganz prima mit dem Beamten versteht

Ob Studiengebühren eingeführt werden, wann, in welcher Form und in welcher Höhe – kein Studienanfänger und keine Studienanfängerin kann derzeit mehr als ahnen, womit in welchem Bundesland zu rechnen ist. Fast täglich veröffentlichen Gegner und Befürworter des Bezahlstudiums neue und neueste Ideen, oft im Gegensatz zum vermeintlichen Kurs der eigenen Partei. Besonders unklar ist die Lage derzeit in Schleswig-Holstein. Denn dort wird am 20. Februar gewählt.

Grob gesagt fordern CDU und FDP Gebühren, Grüne und SPD lehnen sie ab. Im Detail hört sich das allerdings weniger eindeutig an. Zwar sieht der Bildungs-Sprecher der Landes-SPD, Jürgen Weber, „keinen Handlungsbedarf“ und verkündet auch, sich nicht von den CDU-regierten Nachbar-Ländern unter Druck setzen zu lassen. „Nachdenken“ müsse man ihm zufolge allerdings über ein Kontenmodell. Bei diesem werden nach Überschreiten der Regelstudienzeit Gebühren fällig. „Wenn andere Länder das einführen, können wir uns keine Insellösung erlauben.“ Das hört sich nun doch ein bisschen nach Kurswechsel an: Zuvor hatte die schleswig-holsteinische SPD den Plan verworfen. Er erfordere einen zu hohen Verwaltungsaufwand für ein Bundesland mit gerade einmal 40.000 Studierenden, hieß es.

Eindeutig für ein Studienkonten-Modell plädiert haben gleichzeitig die Grünen. „Darüber reden wir mit der SPD nach der Wahl“, sagt der Chef der Grünen-Fraktion im Landtag, Karl-Martin Hentschel. Nicht amüsiert sei man hingegen über den jüngsten Vorschlag der niedersächsischen Parteifreunde, lediglich den Bachelor-Abschluss kostenlos anzubieten, für den darauf aufbauenden Master jedoch Geld zu verlangen.

„Problematisch“ sei das, so die Wissenschaftspolitikerin der Schleswig-Holstein-Grünen, Angelika Birk. Wer Lehrer oder Lehrerin werden wolle, müsse zwangsläufig den Master machen und wäre gegenüber anderen Berufen benachteiligt. Statt täglich eine neue Idee zu veröffentlichen, müssten die Gebührengegner sich jetzt über ein gemeinsames Vorgehen abstimmen, so Birk.

Einen „Rückfall in die Kleinstaaterei“ befürchtet auch Schleswig-Holsteins Wissenschaftsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD). Sie fordert deshalb ein „bundeseinheitliches Darlehensmodell“. Wie sich das allerdings mit dem derzeit noch gezahlten Bafög verträgt – das, sagt ihr Sprecher, „das muss man dann sehen“. eib

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