: Rückkehr der Retter
Gerd Schröter am Unfallkrankenhaus Marzahn ist vom Hilfseinsatz in Sri Lanka zurück. Er versorgte dort Opfer der gewaltigen Flutkatastrophe
Gerd Schröter ist erleichtert, weil er helfen konnte: In Sri Lanka versorgte der Arzt des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB) in Marzahn Opfer der Flutkatastrophe. Mitte Januar war er mit vier Kollegen dorthin aufgebrochen, erst seit wenigen Tagen sind sie zurück. In der taz hatte Schröter noch kurz vor seinem Abflug über die große Unsicherheit berichtet, die ihn und seine Kollegen auf dem Weg in die Krisenregion begleitete. „Wir hatten nur sehr vage Informationen darüber, was uns erwarten würde“, so der Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie des UKB.
Die Mediziner hatten vor allem Bedenken, ob ihr Arbeitsplatz, das General Hospital Ampara, überhaupt nutzbar sein würde. „Es war aber in einem guten Zustand und für die regionalen Verhältnisse auch recht gut ausgestattet“, berichtet Schröter. Weit über 100 Patienten, die Opfer der großen Flutwelle Ende Dezember wurden, hat er behandelt. „Viele von ihnen konnten wir mit unseren mitgebrachten Medikamenten und Geräten besser versorgen, als es den Ärzten vor Ort möglich ist.“
Vor allem Wundinfektionen und Verbrennungen plagten die Patienten. „Wir hatten reichlich Antibiotika mitgenommen und Kleingeräte, beispielsweise zur Überwachung während Operationen“, sagt Schröter. „Viele Medikamente kennen die Ärzte dort gar nicht und wüssten nicht einmal, wie sie sie einsetzen sollten.“ Ein kleiner Junge, gerade ein Jahr und vier Monate alt, litt an einer Lungenentzündung, nachdem die Flutwelle ihn mitgerissen hatte. Antibiotika aus dem UKB und die Behandlung der deutschen Ärzte retteten ihn.
Bei dem Einsatz, den die Hilfsorganisation Interplast-Germany e.V. organisiert hatte, reisten die Deutschen mit 800 Kilogramm Gepäck nach Ampara. Die meisten Medikamente spendete das UKB, die Mitarbeiter des Krankenhauses hatten außerdem 25.000 Euro gesammelt und der Aktion „Deutschland hilft“ übergeben.
Als Schröter und seine Kollegen vor Ort eintrafen, lag das Unglück schon gut drei Wochen zurück. „Etwa 2.000 Patienten waren bis dahin im General Hospital behandelt worden, während in der Region mindestens 13.000 Menschen gestorben sind“, beschreibt Schröter das Ausmaß des Unglücks. Diejenigen, die nun noch im Krankenhaus lagen, hatten oft mit sehr schweren Verletzungsfolgen zu kämpfen. „Wir mussten oft mehrmals operieren – zum Beispiel einen Fischer, an dessen Bein eine tiefe Wunde bis auf den Knochen reichte.“ Der Mann hat bei der Katastrophe seine Familie verloren und nur überlebt, weil er in seinem Boot auf dem Meer war.
Schwer fiel die Verständigung. Krankenhausmitarbeiter mussten vom Singhalesischen und Tamil ins Englische übersetzen. Auch die klimatischen Bedingungen bereiteten den Europäern Probleme: „Die hohe Luftfeuchtigkeit machte die Hitze nur schwer erträglich“, berichtet Schröter. Zu viert teilten sich die Helfer die knappen Hotelzimmer, wo es nur kaltes Wasser gab. „Die Unterkünfte waren überfüllt mit Hilfskräften.“
Die Behandlung der Flutopfer sei längst nicht abgeschlossen, sagt Walter Schaffartzik, Ärztlicher Leiter des UKB. „Manche Nachwirkungen werden noch Jahre zu spüren sein. Besonders Kinder können zum Beispiel nach Knochenbrüchen unter Wachstumsverzögerungen leiden, oder vernarbte Haut muss behandelt werden, wenn sie so über Gelenken spannt, dass diese nicht bewegt werden können.“ Das Marzahner Klinikum will nun eine Patenschaft mit einem Krankenhaus in Südasien eingehen, bei der auch Ärzte aus den Flutgebieten nach Berlin eingeladen werden sollen, um hier medizinische Erfahrungen zu sammeln. JULIANE GRINGER