: Große Rührung
Hermann Maier gewinnt erstmals seit seinem schweren Motorradunfall einen Riesenslalom und holt WM-Gold
BORMIO dpa ■ Österreichs Ski- Held Hermann Maier hat für einen neuen Glanzpunkt in seiner Karriere gesorgt und sich erstmals den Weltmeistertitel im Riesenslalom gesichert. Der 32-Jährige holte sich sechs Jahre nach dem Doppelsieg von Vail sein drittes WM-Gold. Maier gewann vor seinem Landsmann Benjamin Raich. Bronze ging an Daron Rahlves aus den USA. Topfavorit und Titelverteidiger Bode Miller schied bereits im ersten Lauf aus.
„Unglaublich, was da heute passiert ist! Dieser WM-Titel ist mir am meisten wert, weil ich ihn so hart erkämpft habe“, sagte Maier nach seinem Triumph. Seit seinem Motorradunfall im August 2001 hatte er keinen Riesenslalom mehr gewinnen können.
Die WM nahm für den Doppel-Olympiasieger von 1998 nach Rang vier im Super-G und der Enttäuschung als 17. in der Abfahrt also noch ein versöhnliches Ende. „Olympia-Gold war etwas Besonderes, aber da war meine Form auch unglaublich“, sagte Maier. In Österreich sorgte er mit dem ersten WM-Sieg im Riesenslalom seit Rudi Nierlich 1991 für Erleichterung, polierte er doch die mit einer Goldmedaille für Raich in der Kombination bislang magere WM-Bilanz des rot-weiß-roten Teams auf.
Für Felix Neureuther und Andreas Ertl war das schwierige Rennen auf der „Stelvio“-Piste schon nach dem ersten Lauf beendet. Das deutsche Duo befand sich in prominenter Gesellschaft. Auch Miller schaffte es wie 61 andere Athleten aus dem 154 Starter umfassenden Rekordteilnehmerfeld schon im ersten Durchgang nicht ins Ziel. Der Weltmeister in Abfahrt und Super-G stürzte und verpasste die Chance, als erster Athlet seit Lasse Kjus 1999 bei einer WM fünf Medaillen zu gewinnen. Sein Gespür für die große Geste hatte Miller dennoch nicht verloren. Mit einer bei seinem Sturz unfreiwillig „aufgelesenen“ Eisenstange einer Werbebande auf den Schultern fuhr er wie eine gekreuzigte Jesusfigur von der Piste.
Für Maier glich der Erfolg wieder einmal einer sportlichen Wiederauferstehung. Bereits im Vorjahr hatte er durch Siege in den schnellen Disziplinen zum dritten Mal den Gesamtweltcup gewinnen können. In dieser Saison lief es aber schon vor der WM nicht rund. „Die Rückschläge haben mich motiviert“, sagte er und gab zu: „Es war eine große Rührung da.“ Selbst sein Landsmann und einstiger großer Rivale, Stephan Eberharter, zollte Respekt. „Das hatten ihm nicht mehr viele zugetraut“, sagte der Riesenslalom-Olympiasieger von 2002.