: „Gejagt und nicht gerettet“
Aktivistin schildert Flüchtlingsdrama vor Lesbos
Sie haben als Videojournalistin die Lage zwischen der griechischen Insel Lesbos und dem türkischen Festland dokumentiert. Was geschieht dort?
Marily Stroux, „Kein Mensch ist illegal“: Die Meerenge zwischen Lesbos und der Türkei ist der letzte Seezugang in den Schengen-Raum, der noch nicht hermetisch abgeriegelt ist. Viele Flüchtlinge versuchen, auf diesem Weg nach Europa zu gelangen, und werden oft brutal von Grenzschützern zurückgedrängt.
Wie muss man sich das vorstellen?
Sie kommen mit kleinen Schlauchbooten und werden von der griechischen Küstenwache abgefangen. Menschen, mit denen ich Videointerviews gemacht habe, wurden auf hoher See zurück geschleppt, alles was sie dabei haben hatten, Geld, Handys, wurde ihnen weggenommen, oft sogar die Paddel. Vor ein paar Tagen hat ein Afghane den Trip überstanden und berichtet, er sei als einziger von 50 Leuten durchgekommen.
Die Grenzschutzagentur Frontex sagt, sie rette Flüchtlinge aus Seenot.
Frontex unterstützt in diesem Seegebiet die Griechen bisher mit einem polnischen Flugzeug und demnächst mit einem Helikopter. Die Flugzeuge dienen dazu, die Flüchtlingsboote aufzuspüren. Die MigrantInnen werden von ihnen gejagt, nicht gerettet.
Sie haben im Sommer ein Protestcamp auf Lesbos organisiert. Was soll dort geschehen?
Viele antirassistische Organisationen rufen dazu auf, im August nach Lesbos zu reisen. Wir wollen Öffentlichkeit schaffen und die Propaganda durchbrechen, die Flüchtlinge als Verbrecher darstellt. Fragen: Christian Jakob
20 Uhr Bonboncafé, Hardenbergstraße 52 (Buntentor)