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Archiv-Artikel

Kohl für Kauder

Der Generalsekretär tröstet die schleswig-holsteinische CDU-Basis über die neuesten Umfragewerte hinweg

Umfragen? Schlechte Ergebnisse für die CDU in Schleswig-Holstein? Können sich die auf CDU-Generalsekretär Volker Kauder wartenden Gäste im Meldorfer „Ballhaus Erheiterung“ nicht erklären. Hier im Kreis Dithmarschen sieht die Welt ohnehin anders aus, sagt Wahlkampfhelfer Günter Sasonow. Die Meldorfer Gelehrtenschule hat eine eigene Umfrage gemacht, und danach liegt die CDU klar vorn.

Eine Woche vor der Wahl zieht Sasonow von einem Termin zum nächsten. Der Abend mit Kauder am Donnerstag gehört dazu. Auf den Marktplatz-Ständen diskutiert er mit Passanten über die NPD, erzählt er. „Ich glaube nicht, dass die reinkommen.“

In die „Erheiterung“ kommt jetzt erst einmal Volker Kauder rein, der neue Generalsekretär der CDU, der den Wahlkampf im Norden nutzt, um sich bei der Basis bekannt zu machen. In Meldorf sind die Sitzreihen unter den Kronleuchtern im grün-weiß gestrichenen Saal voll. „Siegeswillen“ stelle er im Norden fest, berichtet Kauder, und dass Umfragen gar nichts bedeuten. Er hakt die schleswig-holsteinischen Themen ab – Schuldenberg, ein schlechter Rang bei PISA, Verlust von Arbeitsplätzen – und zieht ein Fazit: „Überall dort, wo die Union regiert, läuft es einfach besser.“ In Hamburg etwa gehe es „super aufwärts“, in Niedersachsen ebenfalls. Ministerpräsidentin Heide Simonis dagegen bringe „bei ihrem sozialdemokratischen Kanzler gar nichts heraus“.

Kauder wird lockerer je länger er redet, er gestikuliert mit dem Redemanuskript, er schwäbelt: „Am Zwanzigschten“, dem Wahltag, müssten die Schleswig-Holsteiner „das Schlimmschte“ vermeiden, nämlich weitere fünf Jahre Rot-Grün. Er teilt bundespolitische Hiebe aus und ein bisschen Privates: An Studiengebühren sei nichts Schlechtes, er selbst beispielsweise habe in den Semesterferien als Bierfahrer gearbeitet: „Eine meine bestbezahlten Tätigkeiten.“ Er spricht über ewige Werte, Familie, Menschenrechte, Fleiß, Höflichkeit, Pünktlichkeit und die Pflicht, seine Talente in die Gesellschaft einzubringen. „Die Grenze zwischen konservativ und rechtsradikal muss scharf gezogen werden.“

Vielleicht ist er ein wenig zu theoretisch für die Meldorfer Basis, vor allem Herren mittleren bis höheren Alters, aber er bekommt viel Beifall, am Ende stehen die Leute auf, und der Moderator des Abends stimmt das Schleswig-Holstein-Lied an. Volker Kauder, der den Text nicht kennt, schaut leicht verwirrt. Für die Heimreise nach Berlin bekommt er Pralinen und einen Kohlkopf geschenkt. E. Geißlinger