Ein Häuschen im Grünen

Hamburg will wachsen – die Umlandgemeinden auch, und sie haben Argumente, mit denen sie werben können: günstige Preise, eine gute Infrastruktur. Guter Nahverkehr entscheidend

von Gernot Knödler

Die Konkurrenz schläft nicht. Sich als wachsende Stadt zu verstehen, wie es Bürgermeister Ole von Beust (CDU) Hamburg aufs Panier geschrieben hat, ist für die Städte und Dörfer des Umlandes eine Selbstverständlichkeit. Auch deren Bürgermeister haben das Zeichen der Zeit, den anstehenden Bevölkerungsrückgang, erkannt und begonnen, dagegen anzuarbeiten. Auf ihren Internet-Seiten findet sich meist der Hinweis, man gedenke, weiter zu wachsen. Neubürger werden vor allem durch Ausweisen von Wohngebieten mit Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern angelockt. Ob sich der Umzug ins Vorfeld der Großstadt lohnt, hängt von einer komplizierten Kosten-Nutzen-Kalkulation für jeden Einzelfall ab.

Diese beginnt beim Preis fürs Wohneigentum, der bei Häusern im Umland rund 30 Prozent niedriger liegt als in Hamburg. Nach einer Marktuntersuchung der LBS Hamburg und der Beratungsfirma F+B vom September 2004 mussten für ein 100 Quadratmeter großes Haus in der Stadt 222.000 Euro kalkuliert werden, im Umland 156.000 Euro. Eine gleich große Eigentumswohnung schlug im Hamburger Durchschnitt mit 203.000 Euro zu Buche, im Umland nur mit 139.000 Euro. Neue Häuser von gleicher Größe kosteten in Hamburg durchschnittlich 250.000 Euro, im Umland 178.000 Euro.

Die Preisspannen in der Stadt wie im Umland sind groß und überschneiden sich. Alte Häuser sind mit 4.600 Euro pro Quadratmeter in Rotherbaum am teuersten, in Niendorf kosten sie 2.130, im Süderelberaum sowie in den Vier- und Marschlanden zwischen 1.500 und 1.700 Euro. Von hier aus braucht man in die Hamburger City zum Teil länger als von Winsen oder Buxtehude.

Wie in Hamburg gilt fürs Umland: Südlich der Elbe wohnt es sich billiger. Die Spanne beginnt in Ahrensburg und Wedel mit 2.060 Euro pro Quadratmeter. An den Verkehrsachsen wie in Quickborn waren 1.740 Euro zu bezahlen, in weit entfernten Orten wie Kaltenkirchen 1.570 Euro. Am günstigsten waren gebrauchte Häuser in Lüneburg mit 1.350 Euro pro Quadratmeter, in Lauenburg (1.220 Euro) und Stade (1.140 Euro).

Von einer direkten Konkurrenz möchte der Quickborner Bürgermeister Thomas Köppl (CDU) nicht reden. „Die Region kann nur gemeinsam bestehen“, sagt er. Es komme darauf an, neue Wohn- und Gewerbegebiete dort auszuweisen, wo das sinnvoll sei, und dafür sei eine gute Nahverkehrsanbindung entscheidend. „Die weiten Strecken der Anfahrt werden in Zukunft nicht mehr bezahlbar sein“, prognostiziert er. Zudem die Ersparnis beim Hauskauf schnell aufgefressen ist, wenn ein zweites Auto fällig wird. Wohn- und Arbeitsstätten müssten wieder zusammenrücken, sagt Köppl.

Seine Elmshorner Kollegin Brigitte Fronzek (SPD) hat da keine Probleme. „Wir hätten für alle, die hier leben, genügend Arbeitsplätze“, sagt sie. Im Gegensatz zu den meisten anderen Umland-Kommunen pendeln mehr Arbeitende nach Elmshorn hinein als hinaus. Dafür ist die Welt der 47.000-Einwohner-Stadt nicht so heil wie in Quickborn mit 20.000 Einwohnern, wo nicht einmal Hochhäuser stehen. In Elmshorn gibt es auch ein Quartier mit Sozialmietern.

Fronzek wirbt wie viele BürgermeisterInnen mit einem breiten Angebot an Schulen und Kindergärten, wobei sie nicht so günstige Preise bieten kann wie manch reichere Kommune. Dafür könne jeder Grundschüler zu Fuß zur Schule gehen, und alle weiterführenden Schulen seien per Rad erreichbar. Elmshorn sei zwar die am dichtesten bebaute Stadt Norddeutschlands, verfüge aber über großzügige Parks. „Man kann natürlich auch in kleinere Orte ziehen.“ Dann, warnt Fronzek „muss man aber die Kinder ständig fahren.“

Überschaubare Größe, Rundum-Versorgung, schöne Umgebung, hoher Freizeitwert, Nähe zur Großstadt – so wirbt die Ahrensburger Bürgermeisterin Ursula Pepper (SPD) für „Hamburgs schöne Nachbarin“ (Eigenwerbung). Die Nachfrage nach Bauplätzen in Wohn- und Gewerbegebieten sei groß. Über sinkende Schülerzahlen werde man sich erst ab 2011 Gedanken machen müssen.

„Jeder wünscht sich ein einigermaßen gutes, gesundes, glückliches Umfeld“, sagt der stellvertretende Winsener Stadtdirektor Christian Riech (parteilos). Über mangelnden Zuzug kann er sich nicht beklagen.