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Archiv-Artikel

HSV darf hoffen

DFB-Sportgericht befasst sich mit dem manipulierten Pokalspiel des Hamburger SV gegen den SC Paderborn

BERLIN taz ■ Der DFB tut sich schwer, sehr schwer. Gestern wurde in Frankfurt eine erste Sportgerichtsverhandlung im Fall eines manipulierten Spiels geführt. Der Vorsitzende Richter beim DFB, Rainer Koch, hat nun einen Vergleich angeregt und dem Hamburger SV, der als Verlierer der von Schiedsrichter Robert Hoyzer geleiteten Pokalpartie gegen den SC Paderborn zu dem Hauptleidtragenden des so genannten Wettskandals gehört, verschiedene Lösungen vorgeschlagen.

Die eine stellt so etwas wie ein finanzielles und symbolisches Entschädigungspaket dar. Mit einem Spiel HSV gegen die Nationalmannschaft könne der entstandene Schaden ausgeglichen werden. Die andere Lösung dürfte dem HSV noch besser gefallen. Koch regte ein Spiel des HSV gegen einen Gewinner des Viertelfinales zwischen dem FC Bayern und dem SC Freiburg an. Damit wäre der HSV wieder im Rennen um die Trophäe. Was allerdings die Münchner und die Badener zu einer solchen Lösung sagen werden, bleibt abzuwarten.

Bei der Verhandlung wurde klar, wie schwer sich der DFB mit dem Fall tut. Horst Hilpert, der Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses, meinte während der Verhandlung, dass er den Fall eigentlich lieber vor einem regulären Gericht verhandelt sähe. Am liebsten wäre es ihm gewesen, der HSV würde seinen Einspruch zurückziehen und auf dem Weg über ein ordentliches Gerichtsverfahren eine Entschädigung einklagen. Es sind sicher nicht nur juristische Gründe, die Hilpert zu derartigen Aussagen veranlasst haben. Wäre der Einspruch vom Tisch, müsste sich der DFB keine Gedanken mehr über die Fortführung des laufenden Pokalwettbewerbs machen.

Aber so leicht mochten es die Hamburger dem Verband nicht machen. Sie wollten zurück in den Wettbewerb. Nun ist es durchaus realistisch, dass sie ihr Ziel erreichen. Der Anwalt des HSV, Christoph Schickhardt, forderte vor dem Sportgericht eine Annullierung des Spiels gegen Paderborn nicht nur wegen der Fehlpfiffe des Robert Hoyzer, sondern auch weil der SC Paderborn an der Manipulation beteiligt gewesen sei. Der Mannschaftskapitän des Regionalligisten, Thijs Waterink, hatte angegeben, 10.000 Euro von einer ihm unbekannten Person als eine Art Motivationsprämie angenommen zu haben. Dem Verein wolle man, so Anwalt Schickhardt, keine Vorwürfe machen. Da aber ein Spieler des Clubs an der Manipulation beteiligt gewesen sei, sei auch der Verein in juristischer Hinsicht involviert.

Der Vertreter des SC Paderborn plädierte für eine Wiederholung des Spiels. Auch der Regionalligist sei durch die Manipulation geschädigt worden. Eine eigenwillige Interpretation. Anderswo sieht man den Fall nämlich ganz anders. Corny Littmann, der Präsident des FC St. Pauli, eines Ligakonkurrenten der Paderborner, hat sich erst kürzlich über die Mehreinnahmen beschwert, die dem SC durch das Vorrücken im Pokal zuteil geworden seien. Die Manipulation habe, so Littmann, den Paderbornern einen Wettbewerbsvorteil in der Regionalliga verschafft. Littmann hätte wahrscheinlich nicht schlecht geschnaubt, wenn Paderborn mit einem Wiederholungsspiel noch eine Möglichkeit erhalten hätte, seinen Etat aufzubessern.

Eine erste endgültige Entscheidung ist übrigens schon zu Beginn des Verfahrens gefallen. Der Vorsitzende des Sportgerichts Rainer Koch stellte zunächst fest, dass der Einspruch der Hamburger gegen die Wertung des Spiels gerechtfertigt ist. Dafür spreche schon die Schwere des Falls. Klar ist auch, dass dem DFB an einer einvernehmlichen Lösung gelegen ist. Wenn nämlich alle denkbaren juristischen Schritte eingeleitet würden, so Koch, könne in der knappen Zeit, die bis zur nächsten Pokalrunde verbleibe, keine Entscheidung mehr getroffen werden.

HSV-Anwalt Schickhardt konnte Koch bereits Hoffnung machen. Er stimmte dem Vorschlag, nachdem der HSV direkt ins Viertelfinale des DFB-Pokals einsteigen könne, jedenfalls spontan zu.

ANDREAS RÜTTENAUER