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Archiv-Artikel

Die Sahara-Sonne macht’s

ERNEUERBARE ENERGIEN 20 Konzerne wollen sich zusammentun, um in Nordafrika solare Großkraftwerke zu bauen. Solarbranche warnt vor Abhängigkeiten wie beim Öl

VON BERNWARD JANZING

Die Pläne zum Bau riesiger Solarkraftwerke in Nordafrika werden konkreter. Eine Gruppe von 20 Konzernen will am 13. Juli in München zusammenkommen, um ein entsprechendes Konsortium zu gründen. Mit dabei sein werden unter anderem Siemens, RWE und die Deutsche Bank, aber auch der Club of Rome. Die Führung des Konsortiums wird bei der Münchener Rück liegen.

Die Pläne sind ambitioniert. Ziel ist es, ab 2020 mittels solarthermischer Großkraftwerke in Afrika Strom zu erzeugen. Im Unterschied zur Photovoltaik wird dabei ein Wärmeträgermedium solar erhitzt, das anschließend eine Turbine mit Generator antreibt. Der Strom soll dann per Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung nach Europa gebracht werden.

Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands der Münchener Rück, sagte am Dienstag über das Projekt namens Desertec: „Dies ist keine ferne Vision mehr, sondern technologisch bestechend und auch realisierbar.“ Der Strom aus der Wüste könne „im nachhaltigen Energiemix der Zukunft eine entscheidende Rolle“ einnehmen. Ein Sprecher von Siemens rechnete unterdessen vor, dass eine Fläche von 300 mal 300 Kilometern mit Parabolspiegeln in der Sahara ausreichen würde, um den gesamten Energiebedarf der Erde zu decken.

Die Süddeutsche Zeitung hatte am Dienstag bereits von einem anstehenden Investitionsvolumen in Höhe von 400 Milliarden Euro berichtet, doch aus Kreisen der beteiligten Unternehmen hieß es, dass man so weit noch lange nicht sei. „Konkrete Investitionen oder Bauvorhaben sind noch nicht geplant“, sagte ein RWE-Sprecher. Schwerpunkt des Konsortiums solle vielmehr „die gemeinsame Prüfung und Vertiefung von Machbarkeitsstudien“ sein. Auch seitens der Deutschen Bank hieß es: „Es ist ein sehr interessantes Projekt, aber es gibt noch keinen konkreten Vertragsabschluss.“

Bislang sind die technischen und ökonomischen Rahmenbedingungen noch völlig unklar, zumal bei der Umsetzung mit erheblichen politischen Unwägbarkeiten und Risiken zu rechnen ist. Entsprechend kamen kritische Töne aus der Solarbranche: „Baut man die Solarkraftwerke in politisch instabilen Ländern, bringt man sich in die gleiche Abhängigkeit wie beim Öl“, mahnte Frank Asbeck, Chef des Solarunternehmens Solarworld.

Greenpeace nannte die Initiative der Unternehmen „eine der klügsten Antworten auf die globalen Umwelt- und Wirtschaftsprobleme dieser Zeit“. Energieexperte Andree Böhling sagte, ein wichtiger Teil der deutschen Wirtschaft habe endlich verstanden, dass die Zeit reif sei für eine umfassende Nutzung der erneuerbaren Energien.

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