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Archiv-Artikel

Rumsfeld überraschend im Irak

US-Verteidigungsminister betont in Mossul Bedeutung des US-Einsatzes. Zahlreiche Tote bei Anschlägen auf Schiiten. Zweifel an Ultimatum im Entführungsfall Sgrena

BAGDAD afp/dpa ■ Erstmals seit den Wahlen Ende Januar hat US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld den Truppen im Irak einen Überraschungsbesuch abgestattet. Vor mehreren hundert Soldaten bekräftigte Rumsfeld gestern in Mossul die Bedeutung des US-Einsatzes.

Rumsfeld reiste vom Nato-Treffen im südfranzösischen Nizza aus in den Irak, wo er zunächst verwundete Soldaten in einem Lazarett auszeichnete. Anschließend informierte er sich im US-Hauptquartier von Mossul über den Stand der Ausbildung der irakischen Sicherheitskräfte. Bei seiner Ansprache auf dem Flughafen der Stadt betonte er, die Ausbildung werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sei aber unerlässlich. „Denn es werden die Iraker sein, die auf Dauer die Aufständischen bezwingen müssen“, sagte Rumsfeld. Sobald die Iraker so weit seien, könnten die US-Truppen abziehen und dies als Ehre für sich verbuchen.

Überschattet wurde sein Besuch von einer Reihe blutiger Anschläge: So kamen gestern bei einem Anschlag auf eine schiitische Moschee in Balad Rus, nordöstlich von Bagdad, mindestens dreizehn Menschen ums Leben. Der Attentäter war mit einem sprengstoffbeladenen Auto vor das Gotteshaus gefahren und hatte sich dann in die Luft gesprengt. Stunden zuvor waren elf Menschen bei einem Angriff auf eine Bäckerei in einem schiitischen Stadtteils Bagdads getötet worden. Etwa ein Dutzend Angreifer hätten die Bäckerei gestürmt und wild um sich geschossen, sagte ein Polizeisprecher.

In Salman Pak südöstlich von Bagdad griffen schon am Donnerstagabend dutzende stark bewaffnete Aufständische eine Polizeiwache an und lieferten sich stundenlang Gefechte mit den dort verschanzten Sicherheitskräften. Der Nationale Sicherheitsberater Kassem Daud sagte, zwanzig Aufständische seien getötet worden. Auch zehn Polizisten starben bei dem Angriff.

Im Fall der entführten Journalistin Giuliana Sgrena berichtete die Mailänder Zeitung Corriere della Sera von Zweifeln an einem neu im Internet veröffentlichten Ultimatum einer islamistischen Gruppe. Diese hatte am Donnerstag den Rückzug von Italiens Truppen aus dem Irak innerhalb von 48 Stunden verlangt.