: Schwebende Gesten
BEGEGNUNG „Kante“ und die Hamburger Camerata kreuzen klugen Pop und klassischen Kanon
Klar, mag mancher denken: Für sowas ist doch damals Punk erfunden worden – oder vielmehr: gegen sowas.
Der Reihe nach: Als käme der Anspruch auf musikalische Ernsthaftigkeit im Falle der Hamburger Band „Kante“ nicht ohnehin stets recht deutlich zum Ausdruck, tritt das Quintett nun mit einem (Kammer-) Orchester auf: Begleitet von der Hamburger Camerata und unter Leitung des Dirigenten Jan Dvorák spielen Kante eigene Stücke – teils in neuen, üppigen Arrangements – sowie eine ganz neue Komposition, die Dvorák im Auftrag des Orchesters geschrieben hat. Das Programm wird vervollständigt durch Stücke von Mahler und Strawinsky.
Da trifft also die zum beinahe letzten verbliebenen Aushängeschild der „Hamburger Schule“ avancierte, stets klug ihre musikalischen Mittel wählende Band auf die kanonisierte Formsprache, das Schwebende ihres Pops auf die Erhabenheit der ganz großen Geste.
„Grenzen werden durchlässig!“, so nennen das die Macher, und: „Ein Gespräch über ein Jahrhundert hinweg kann beginnen.“ Wer weiß. Das Beste aber ist: Mit den tendenziell überanstrengten Gesamtkunstambitionen, auf die wirklich einmal der Punkrock folgte, hat das alles nichts zu tun. ALDI
■ Do, 18. 6., 20 Uhr, Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz (Einführung: 19.15 Uhr, Brahms Foyer)