unterm strich
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Ach, was würde man geben, einmal im Leben so einen Satz sagen zu können: Nein, eine Intendanz der Bayreuther Festspiele schließe ich langfristig nicht aus! Christoph Schlingensief würde bestimmt Freudensprünge machen, wenn er diesen Satz einem Journalisten ins Mikro sprechen könnte. – Aber, ach, gesagt hat den Satz nun so oder so ähnlich nur Katharina Wagner, der 26-Jährige Wagner-Sprössling, gegenüber der dpa. Derzeit stehe dies zwar nicht auf der Tagesordnung, sagte sie genau. Allerdings wolle sie auch nicht kategorisch ausschließen, ihrem Vater Wolfgang Wagner (85), Bayreuther Festspielchef auf Lebenszeit, einmal nachzufolgen. „Da müssen auch die persönlichen Lebensumstände stimmen“, so Wagners Urenkelin im Wortlaut. Womit sie sicher Recht hat. Und überhaupt: Gegen Geistesadel kommen bürgerliche Kulturaufsteiger wie Sie und der heutige „unterm-strich“-Redakteur eben nicht an.

Stress in Berlin: Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) hält die geplante Übernahme der Berliner Akademie der Künste durch den Bund für verfassungswidrig. „Kulturpolitik ist und bleibt Ländersache“, sagte er. Nachdem der Bundesrat es abgelehnt hat, dass die Kultureinrichtung in die Zuständigkeit des Bundes übergeht, entscheidet an diesem Mittwoch der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat darüber. Der Bund will mit der Übernahme den Berliner Kulturhaushalt zu Gunsten der neu errichteten Berliner Opernstiftung entlasten. Diese Begründung nannte Teufel „vordergründig“. Er sagte: „Die Bundesregierung will damit vor allem allgemeinpolitische Aufmerksamkeit gewinnen.“

Aus Anlass des Todes von Humbert Balsan ändert die Berlinale ihr Programm. Heute um 15 Uhr läuft zu seinem Gedenken eine Sondervorführung des Films „Gibt es zu Weihnachten Schnee?“, der von Humbert Balsan produziert wurde. Der französische Produzent und frühere Berlinale-Juror hat am vergangenen Donnerstag Selbstmord begangenen. Balsan hat mehr als 60 Filme („Jefferson in Paris“, „Mr. & Mrs. Bridge“) produziert und mit großen Filmemachern wie Youssef Chahine, Elia Suleiman, Gilles Portes und Yolande Moreau zusammengearbeitet.