: Harry Heine mit Witz
Zu Geburts- und Todestagen denkt die NRW-Landeshauptstadt gern an einen ihrer großen Söhne
„Dieses Haus wird einst sehr merkwürdig sein“, weissagte Heinrich Heine schon zu Lebzeiten über sein Geburtshaus auf der Düsseldorfer Bolkerstraße, „und der alten Frau, die es besitzt, habe ich sagen lassen, dass sie bei Leibe das Haus nicht verkaufen solle. Für das ganze Haus bekäme sie jetzt doch kaum so viel wie schon allein das Trinkgeld betragen wird, das einst die grün verschleierten, vornehmen Engländerinnen dem Dienstmädchen geben, wenn es ihnen die Stube zeigt, worin ich das Licht der Welt erblickt.“
Bescheidenheit war Heines Sache nicht und ganz so ist es auch nicht gekommen. Das Originalgebäude hat den zweiten Weltkrieg nicht überstanden und die Touristinnen von den britischen Inseln bevorzugen doch eher die Strände Spaniens. Mehrmals im Jahr, vor allem zum Geburts- und Todestag (17. Februar) des Dichters zieht es aber eine kleine Schar von Heine-Fans zur Bolkerstraße 53, um an Führungen der Düsseldorfer Geschichtswerkstatt teilzunehmen. „Jan Wellem und die Krebssuppe“ – auf eine von Heines Düsseldorf- Erinnerungen anspielend – heißt der amüsante Rundgang mit Stadtführer Wulf Metzmacher. Wer viel historische Bausubstanz und Originalschauplätze erwartet, wird enttäuscht. Das meiste aus Heines Zeit steht nicht mehr. Und auch die Denkmäler sind eher bescheiden, da die Stadt sich lange Zeit schwer getan hat mit ihrem berühmtesten Sohn, der nicht nur als Jude geboren war, sondern – schlimmer noch – mit dem deutschen Erzfeind Frankreich kokettierte.
Metzmacher macht das durch jede Menge Anekdötchen aus der Jugendzeit Harry Heines wett – Heinrich hieß der nämlich erst nach seiner protestantischen Taufe. Er erzählt von Heines erster großen Liebe, der „roten Josepha“, Tochter des Scharfrichters, mit der er sich heimlich im Volksgarten traf. Oder von Harrys Freund Fritz, der in der Düssel ertrank, als die beiden Kinder versuchten, ein Kätzchen aus dem Fluss zu retten. Noch Jahrzehnte später machte sich Heine deshalb Vorwürfe.
Noch zu sehen ist die Schule, die der Dichter besuchte. Die aufgeklärten jüdischen Eltern schickten ihren Sohn auf das beste Gymnasium der Stadt, auch wenn das eine Franziskanerschule war. Mit Latein und Griechisch stand Heine auf Kriegsfuß, mit dem Hebräischen ging es besser, „Denn ich hatte immer eine große Vorliebe für die Juden, obgleich sie bis auf diese Stunde meinen guten Namen kreuzigen“, schrieb der Dichter später.
Und da Heine ein Meister der Ironie und des Sprachwitzes war, wird der Rundgang nie langweilig. HOLGER ELFES
Nächste Führung: Sonntag 11:00 UhrTreffpunkt: Bolkerstraße 53, D‘dorf