: Schluss mit schmutzig
„Für Ordnung, Sauberkeit und eine bessere Arbeitsmoral in Kreuzberg“ – Das Künstlerkombinat die Kreuzberg-Sanierer macht Ernst – und alles wieder schön! Ab heute! Aufgepasst im Görlitzer Kiez
Döner eklig? Weg damit. Flyer doof? Weg damit. Köter muss? Raus damit. Schluss damit. Kreuzbergs Tage als dreckiger Hort arbeitsscheuer Chaoten sind gezählt. Achtlos weggeworfener Müll, falsch abgestellte Fahrräder, verdreckte Grünanlagen und beschmierte Wände – all das gehört bald der Vergangenheit an. Ab heute sorgen die Kreuzberg-Sanierer für Ordnung und Sauberkeit im Kiez.
Die Kreuzberg-Sanierer sind weder Sauberkeitsfaschisten noch vom Ordnungsamt bezahlt. Sie sind ein Künstlerkombinat, das versucht, gesellschaftliche Prozesse mittels Handlung zu verändern. In diesem Fall dem sorglosen Umgang mit dem Lebensumfeld entgegenzuwirken, erläutert Ordnungsexperte Harald Scholz.
Gemeinsam mit seinen vier Mitstreitern wird Scholz am Samstagvormittag im Görlitzer Park die Mission starten. Mutig werden sie vorangehen – und beginnen, den Park zu säubern. Bewaffnet mit Megafon werden sie Anwohner dazu aufrufen, ihrem Beispiel zu folgen. „Der Görlitzer Park ist doch kein öffentlicher Raum mehr, der für alle solidarisch nutzbar ist“, so Scholz. Überall liege Müll herum, der Rasen sei kaputt. Schuld daran sei jedoch nicht allein das Handeln der Menschen, sondern viel mehr ihr Nichthandeln. Es sei eben keine Mehrheit, die diesen Lebensstil lebt, sondern eine Mehrheit, die ihn duldet. „Es hat diese Verantwortungstransformation gegeben“, haben Scholz und Friends festgestellt. Die Verantwortung sei nach „oben“ delegiert worden, wo sich der Staat gefälligst kümmern soll.
Mit dem hausmeisterhaften Auftreten spiele man natürlich bewusst. Aber sonst sei man eben gerade nicht die Kiezstreife, die man ruft, wenn einem etwas nicht passt, und die dann ein paar Schilder aufstellt. Man versteht sich vielmehr als Zünder für eine entstehende Bewegung.
Missverständnisse nicht ausgeschlossen: Bei einem Testlauf in der Oranienstraße soll es bereits Ärger gegeben haben. „Offenbar gibt es noch Leute, für die es zur politischen Überzeugung gehört, Müll auf die Straße zu werfen“, so Scholz. Doch jetzt ist Schluss mit schmutzig. JR