: Breakball im Senat
TENNIS Der Wett-Anbieter „bet-at-home“ ist Hauptsponsor der German Open am Rothenbaum. Deshalb erwägt die Stadt, ihren Zuschuss zu streichen
Das in die zweite Tennis-Liga abgerutschte German Open am Rothenbaum beginnt am 18. Juli.
■ Ob des möglichen Ausbleibens von 200.000 Euro Förderung zeigt sich Turnierdirektor Michael Stich ideenlos: Werden die 70.000 Karten verkauft, lassen sich solche Engpässe ausgleichen, erklärte der Senior-Profi dieser Tage.
■ Derzeit ist Stich als Moderator für die NBC beim weltberühmten Turnier in Wimbledon. Im Vorfeld drängte er sich durch ein Interview in die Schlagzeilen: Darin mokierte er sich über „zu laut stöhnende“ Spielerinnen.
Seit Monaten war Tunierdirektor Michael Stich auf Sponsorenjagd für das Traditions-Tennisturnier am Rothenbaum gewesen. Doch bei der Wahl des Titelsponsors scheint sich der ehemalige Wimbledon-Sieger gehörig vergriffen zu haben.
Statt Glückwünsche für die erfolgreiche finanzielle Absicherung des Turniers erhielten die Veranstalter der „Hamburg sports & entertainment GmbH“ eine Abmahnung der fünf staatlichen Spielbanken Schleswig-Holsteins. Zudem erwägt auch der Senat, eine Unterlassungsklage zu stellen und im Zweifelsfall den 200.000-Euro-Zuschuss der Stadt Hamburg zu streichen.
Streitgegenstand ist der Haupt- und Titelsponsor „bet-at-home.com“: Der Internet-Wettanbieter aus Österreich verstoße „mit seinem Engagement gegen den deutschen Glücksspielstaatsvertrag“, sagt Rechtsanwalt Tobias Spahn, der die Spielbanken vertritt. Bereits bei der Präsentation des Wettanbieters durch Michael Stich sei durch Werbeplakate des Financiers gegen deutsches Recht verstoßen worden, da bet-at-home keine gültige deutsche Lizenz vorweisen könne. Auch der im Sponsoringvertrag festgelegte Name des Turniers „bet-at-home.com Open“ sei mit dem geltenden Werbeverbot für private Glücksspielanbieter unvereinbar.
Ob der Abmahnung der Spielbanken nun auch eine Unterlassungsklage der Stadt Hamburg folgt, wird momentan im Glücksspielreferat der Innenbehörde untersucht. „Wir müssen jetzt erstmal in Ruhe prüfen“, sagt deren Sprecher Thomas Butter.
Juristisch geprüft wird auch bei den Veranstaltern und Sponsoren um Michael Stich. „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht“, sagte der Ex-Tennis-Star bei der Präsentation des Sponsors. Stich setzt ganz auf eine Einigung zu seinen Gunsten. Einen „Plan B gibt es nicht“, erklärte der Sportler trotzig. Die Glücksspielanbieter aus Österreich berufen sich derweil auf eine gültige Lizenz in Malta und das damit verbundene EU-Recht.
Bereits zur Vierschanzentournee 2008 wurde ein Werbebanner von bet-at-home auf der Tournee-Webseite vom Hanseatischen Oberlandesgericht verboten. Doch diesmal gehe es „nicht um ein Banner im Internet“, sagte bet-at-home-Sprecher Claus Retschitzegger dem Hamburger Abendblatt, „sondern um den Titelsponsor eines großen Tennisturniers“.
Die Österreicher seien inzwischen bereit, vor Gericht zu ziehen, um via EU-Recht den deutschen Glücksspielvertrag auszuhebeln. Joseph Varschen