: Fusion statt Dumping-Konkurrenz
Die Billig-Fluglinie dba übernimmt die Germania-Tochter Gexx. Der dba-Chef und Textilunternehmer Hans Rudolf Wöhrl sieht sich der Lufthansa auf den Fersen
MÜNCHEN dpa ■ Die Fluggesellschaft dba übernimmt das Geschäft des Konkurrenten Gexx und steigt damit zur drittgrößten Linienfluggesellschaft in Deutschland auf. „Die dba braucht eine kritische Masse“, sagte Besitzer Hans Rudolf Wöhrl gestern in München. Angesichts des ruinösen Preiswettbewerbs unter den Billig-Airlines will sich dba mit der Übernahme das Überleben sichern.
Der 57-jährige Hobby-Pilot Hans Rudolf Wöhrl, ursprünglich Inhaber des gleichnamigen Textilunternehmens aus Nürnberg, hatte vor knapp zwei Jahren die chronisch defizitäre Deutsche BA für einen symbolischen Preis gekauft. Die dba hieß früher Deutsche BA und war eine Tochter der British Airways.
Dba bekommt von der Germania-Tochter Gexx nun 15 Strecken und 12 Flugzeuge. Die Marke Gexx und ihr Geschäftsmodell werden vom Markt verschwinden. Dadurch steigert die dba ihr Passagieraufkommen von 3 auf deutlich über 4 Millionen Kunden im Jahr.
Eine spätere wechselseitige Kapitalverflechtung zwischen der dba und Germania ist laut Wöhrl möglich, bisher aber nicht vereinbart. „Wir denken intensiv darüber nach, ob der Verlobung eine Ehe folgen soll“, sagte Wöhrl, der 80 Prozent der dba-Anteile hält und bereit ist, zu reduzieren.
Auf den rein innerdeutschen Strecken ist die dba nach eigener Einschätzung bereits größter Konkurrent der Lufthansa. Unter den Linienfliegern – Flüge ins Ausland mit eingerechnet – überholt die dba nun Eurowings und wird nach Air Berlin zur Nummer drei. Die Zahl der Strecken wird durch das Gexx-Geschäft auf 32 verdoppelt. Die seit ihrer Gründung defizitäre dba will im laufenden Geschäftsjahr 2004/05 (31. März) erstmals schwarze Zahlen schreiben. „Die aktuellen Buchungszahlen sind hervorragend, wir liegen deutlich über Plan“, sagte Wöhrl. Das Unternehmen werde einen Gewinn zwischen 0,5 und 2 Millionen Euro machen.
Germania Express (Gexx) ist eine Marke der Fluggesellschaft Germania und hat eine Basis am Flughafen Berlin-Tegel. Die Gexx-Flugzeuge bleiben auch künftig im Besitz von Germania. Sie werden umlackiert auf das Logo der dba, die die 12 schon etwas älteren Fokker-Maschinen least. Auch das Personal bleibt bei Germania. Da es sich formal um keine Unternehmensübernahme handelt, gibt es auch keinen Kaufpreis. Verschwinden wird auch das Gexx-Preismodell. Als einziger Billigflieger hatte Gexx auf feste Einheitspreise gesetzt. Die Konkurrenten bieten dagegen Frühbuchern große Rabatte. Wer erst kurz vor dem Flug kommt, zahlt mehr.