Schleswig-Holstein-Wahl
: Rot-Grün, Rot-Weiß

Die neue politische Farbenlehre im nördlichsten Bundesland setzt zwei Akzente. Es fehlt an Braun, und das ist gut so. Zweitens kommt Rot-Weiß dazu, und das kann nicht schaden. Die dänische Minderheitenpartei SSW ist in der Rolle der Königsmacherin – ein Experiment, dass es in der Bundesrepublik noch nie gab, könnte in Schleswig-Holstein ausprobiert werden.

Kommentarvon Sven-Michael Veit

Die rot-grüne Regierung von Heide Simonis hat ihre Mehrheit verloren, am überzeugenden Angebot der schwarz-gelben Konkurrenz kann das jedoch nicht gelegen haben. Bundespolitische Einflüsse – alles voran der Arbeitsmarkt und zu schlechter letzt Joschkas Visa – haben in letzter Sekunde die gestoppt, die lange wie die sicheren Sieger aussahen. Die deutlichen Verluste der SPD gegenüber allen bisherigen Umfragen und der unerwartet knappe Zugewinn der Grünen ist kaum anders überzeugend zu begründen.

Das dänische Rot-Weiß könnte somit zur entscheidenden Farbe in der Landespolitik werden. Lange hat der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) beteuert, allerhöchstens zur Tolerierung einer Minderheitsregierung nach skandinavischem Vorbild bereit zu sein. Letztlich aber würde die einzige Minderheitenpartei Deutschlands sich auch zu einer Koalition verstehen. Und so hartnäckig der SSW offen ließ, mit wem er besser könne, so unzweideutig ist seine ausgeprägte Präferenz für SPD und Grüne.

Rot-Grün-Weiß – das Modell wäre mehr als tolerabel.