Rebounds, die den Gegner frustrieren

Klassiker mit klasse Abschluss: Alba besiegte am Samstag seinen Erzrivalen aus Bonn mit 68:60. Anders als in früheren Spielen zeigten die Berliner über die gesamte Spielzeit eine Top-Leistung, Alba-Trainer Henrik Rödl sprach von einem „Riesenkampf“

VON ANDREAS RÜTTENAUER

Da war er aber stolz. Henrik Rödl hat sein erstes Spitzenspiel als Trainer von Alba Berlin gewonnen. Bis über beide Ohren strahlend nahm er die Ovationen des Publikums nach dem 68:60-Sieg der Berliner gegen den Angstgegner Telekom Baskets Bonn am Samstag entgegen. Und er hatte allen Grund, stolz zu sein. Denn seine Mannschaft überzeugte vor allem in der von ihm taktisch neu organisierten Defensive und konnte, was die Abwehrarbeit angeht, mehr als nur mithalten mit den wohl stärksten Defensivspielern der Liga. Die Zonenverteidigung der Berliner funktioniert auch gegen starke Gegner. Das ist die aus Berliner Sicht wohl erfreulichste Erkenntnis des Spieltages: Die Arbeit des neuen Trainers trägt Früchte. Mit diesem Sieg behauptete Alba den Spitzenplatz in der Bundesliga.

Henrik Rödl holte im fünften Ligaspiel als Headcoach seinen fünften Sieg. Es läuft also derzeit ganz gut bei Alba. Die Max-Schmeling-Halle war mit 8.861 Zuschauern nach langer Zeit einmal wieder bei einem Spiel der Punkterunde ausverkauft. Es herrscht gute Laune bei Alba. Dabei gibt es derzeit nicht nur positive Nachrichten. Unter der Woche stattete Alba Sascha Leutloff vom Kooperationspartner TuS Lichterfelde mit einem Vertrag aus, weil die Spielerdecke nach den Verletzungen der beiden Nationalspieler Nino Garris (Mittelhandbruch) und Mithat Demirel (Leistenprobleme) dünn geworden war. Leutloff kam zu acht Minuten Einsatzzeit und machte seine Sache nach anfänglicher Nervosität recht ordentlich.

Die Verantwortung für den Spielaufbau lastete nach Demirels Ausfall auf den Schultern von Gerald Brown und auf denen eines jungen Mannes, der vor der Saison eigentlich als Lehrling nach Berlin gekommen war. Der 20-jährige Martynas Mazeika aus Litauen sollte ganz behutsam aufgebaut werden, spielt sich nun unter Henrik Rödl aber mehr und mehr in den Vordergrund. Der Coach lobte nach dem Spiel seinen jungen Aufbauspieler als „ehrgeizig und diszipliniert“ und freute sich, dass er in der doch sehr emotional geführten Partie immer die Ruhe bewahrt hat. Auch Gästetrainer Predrag Krunic war voll des Lobes über den aufstrebenden Balten. Der habe im zweiten Viertel sehr gute Pässe gespielt und sei deshalb sogar einer der Hauptverantwortlichen für den Sieg der Berliner. Als Mazeika nach vier Minuten des zweiten Viertels ausgewechselt wurde, konnte er sich über donnernden Applaus von den Rängen freuen – Lohn für einen coolen Auftritt.

Auch Center Jovo Stanojevic hatte im zweiten Viertel seine besten Szenen. Immer wieder konnte er sich unter dem Korb durchsetzen. Fünf Offensiv-Rebounds frustrierten die sonst so dominierenden Bonner Abwehrrecken Olouma Nnamaka und Altron Jackson. Stanojevic konnte erstmals seit langen wieder an die Leistungen vom Saisonbeginn anknüpfen, als er unter den Körben beinahe nach Belieben agierte. Am Ende war er mit 17 Punkten wieder einmal Topscorer im Team. Vor allem seine 14 Rebounds haben dazu beigetragen, dass die Berliner über die gesamte Spielzeit die Kontrolle über das Geschehen auf dem Parkett nicht verloren haben.

Auch das dürfte Henrik Rödl gefreut haben. Denn ein oder zwei gute Viertel hat Alba in dieser Saison eigentlich immer gespielt. Nicht selten jedoch kam es im letzten Viertel dann zu einem Leistungseinbruch. Nicht so am Samstag gegen Bonn. Obwohl die Gäste nach der Pause sicherer aufgetreten sind, verlor Alba nicht den Faden. Dementsprechend gelöst trat Rödl nach der Partie vor die Presse und wählte große Worte für die Taten seiner Spieler. Die hätten einen „Riesenkampf“ geliefert, jeder sei jederzeit für jeden da gewesen, sagte er – dann strahlte er wieder.