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Archiv-Artikel

Karriere nur bis zum Vorzimmer

Die Erwerbsquote von Frauen in NRW ist gestiegen, freut sich Landessozialministerin Birgit Fischer. Frauen schaffen es aber meist nicht in Führungspositionen, sondern bleiben oft in Teilzeitjobs hängen

AUS DÜSSELDORFNATALIE WIESMANN

„Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern macht echte Fortschritte“, sagte NRW-Frauenministerin Birgit Fischer (SPD) gestern in Düsseldorf. Frauen in Nordrhein-Westfalen seien heute besser ausgebildet als je zuvor, sie trügen in hohem Maße selbst zu ihrem Lebensunterhalt und dem ihrer Familien bei.

Fischer stellte ihren Bericht zur beruflichen Situation von Frauen in NRW vor: Rund 60 Prozent aller Frauen sind heute erwerbstätig – 1992 waren es noch rund 53 Prozent. Damit ist der Anteil der berufstätigen Frauen zwar schneller gewachsen als in den anderen Bundesländern, liegt aber noch knapp vier Prozent unter dem Westniveau. Dass alleine zwischen 1998 und 2002 die Zahl der erwerbstätigen Frauen um 275.000 gestiegen ist, liege vor allem an der Einrichtung von neuen Teilzeitstellen, so Fischer.

Den Anstieg der Frauenerwerbsquote führt die Ministerin auch auf das „Aktionsprogramm „Frauen und Beruf“ zurück: „Vor zehn Jahren haben wir angefangen, die Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik des Landes mit der Gleichstellungspolitik zu verknüpfen“, sagt sie. Bei allen Förder- oder Qualifizierungsmaßnahmen der Landesregierung und der EU müssen im Sinne des „Gender Mainstreaming“ die Interessen und Lebenslagen beider Geschlechter berücksichtigt werden. Bei der Förderung von Existenzgründerinnen wird beispielsweise eine niedrigere Investitionssumme vorausgesetzt, weil Frauen in der Regel weniger Startkapital mitbringen. Müttern müssen Weiterbildungen in Teilzeit angeboten oder Kinderbetreuungskosten erstattet werden.

Auch die Regionalstellen „Frauen und Beruf“, in die seit Ende der 1980er Jahre 60 Millionen Euro aus Landesmitteln und EU geflossen sind, Unternehmerinnenbriefe und Mentoring-Programme sollen zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt beitragen. Doch trotz aller EU-Förderung, Beratungsstellen, Mentoring-Programmen: „Frauen mit qualifizierten Berufsabschlüssen und Frauen über 35 Jahren tragen ein höheres Risiko, arbeitslos zu werden“, muss die Ministerin feststellen. Trotz gestiegener Qualifikation und einer erhöhten Beteiligung am Erwerbsleben seien Frauen in Führungspositionen noch immer deutlich unterrepräsentiert, so Fischer. Von den erwerbstätigen Frauen befinden sich nur 1,3 Prozent an der Spitze eines Unternehmens, während 4,5 Prozent der Männer eine Führungsposition einnehmen. Das Durchschnittseinkommen von Frauen liegen in vergleichbaren Positionen zwischen 25 und 30 Prozent unter dem der Männer.

„Das Potenzial von Frauen wird nicht gesehen“, sagt Birgit Unger vom Unternehmerinnentag Ruhrgebiet. Die nordrhein-westfälischen Landesprogramme seien zwar das richtige Signal, reichten aber nicht aus. „Die Daumenschrauben müssen härter angezogen werden“, fordert Unger. So wie in Schweden und Dänemark: Aufgrund der Gleichstellungspolitik sind dort mehr als 75 Prozent der Frauen berufstätig. In Norwegen, Schweden und Großbritannien ist einer neuen EU-Studie zufolge etwa jede sechste Entscheidungsposition in Großunternehmen in Frauenhand.