: Konzept für Kliniken beschlossen
GESUNDHEIT NORD Der Aufsichtsrat der Klinik-Holding hat ein „medizinisches Zukunftskonzept“ beschlossen: Die Chefärzte sollen entmachtet werden
VON KLAUS WOLSCHNER
Es hat „eine breite Diskussion mit allen Ebenen aus den Kliniken“ gegeben, versicherte gestern die Aufsichtsratsvorsitzende der Gesundheit Nord, Senatorin Ingelore Rosenkötter. Zwei Monaten nach Vorstellung des Entwurfs gebe es einen „breiten Konsens“ zu seinem Zukunftskonzept, versichert der Geno-Chef Diethelm Hansen. Am Montag hatte das Gremium ein „medizinisches Zukunftskonzept“ für die vier kommunalen Kliniken beschlossen. Was das für die mehr als 8.000 Beschäftigten in den Kliniken bedeutet, darüber wird es in den kommenden Wochen viele Spekulationen geben. Denn das beschlossene Papier ist nach wie vor „Betriebsgeheimnis“.
In einer allgemein gehaltenen Presseerklärung erläuterte die Senatorin nur die Ziele der weitreichenden Reform: Es gehe um die Bildung von „medizinischen Zentren mit einer neuen Leitungsstruktur sowie eine Neuorganisation des Krankenhausalltags“. Doppelstrukturen sollten abgebaut, Ärzte von Verwaltungsaufgaben und Chefärzte von Managementaufgaben „entlastet“ werden. Die Organisation des Krankenhausaufenthalts der Patienten solle zukünftig „in den Händen der Pflegekräfte“ liegen. Die medizinischen „Zentren“ sind zumeist über die vier Bremer Klinik-Standorte verteilt oder haben „Zweigstellen“ an anderen Kliniken, so dass die Geschäftsführer der Kliniken nicht mehr für alles zuständig sind, was unter ihrem Dach passiert. Für die „Zentren“ soll es zusätzlich „Zentrumsleitungen“ geben, an die die Chefärzte „einen Teil ihrer Kompetenzen abgeben“ sollen.
Konkret hatte der Aufsichtsrat am Montag auch gleich die „Betriebsübergänge“ für verschiedene Abteilungen beschlossen, die bisher für ihre jeweilige Klinik für Personal, Finanzen, Qualitätssicherung und Bauverwaltung zuständig waren – diese zentralen Aufgaben sollen direkt unter dem Dach der Holding zusammengefasst werden. Schon in den letzten Monaten hat die Holding bis in einzelne Stellenbesetzungen die Einzelkliniken gesteuert. Was als Rolle für die vier Klinikleitungen übrig bleibt, ist in dem „Zukunftskonzept“ nicht klar formuliert. Auf keinen Fall dürfen die Klinikdirektorien die Interessen ihres Standortes öffentlich vertreten – nach außen spricht für die Kliniken nur die Holding.
Im Aufsichtsrat haben am Montag die Betriebsräte des Klinikums Bremen-Ost und Links der Weser mit „Nein“ gestimmt, die gewerkschaftlichen Ver.di-Arbeitnehmervertreter haben der Reform zugestimmt, obwohl die personellen Auswirkungen nicht Gegenstand des Konzeptes ist. Nicht diskutiert wurde auch die Frage des Namens. Nach dem vertraulichen Entwurf für das „Zukunftskonzept“ soll die Holding in „Klinikum Region Bremen“ oder schlicht „Klinikum Bremen“ umbenannt werden, die derzeitigen Kliniken heißen da nur noch zum Beispiel „Standort Ost GmbH“.
In einer ersten Stellungnahme hat die Bremer FDP gestern kritisiert, das Klinik-Konzept sei „alles andere als ausgereift“. Die neue Zentrumsstruktur, so der FDP-Gesundheitspolitiker Oliver Möllenstädt, berge das Risiko „neuer kostenträchtiger Kompetenzstreitigkeiten“. Rosenkötter überlasse, so forrmulierte Möllenstedt, die Führung des Klinikverbundes „kurzsichtigen Hosentaschenvisionären. Zentrale Zukunftsfragen bleiben unbeantwortet.“