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Glanz und Elend auf dem Kunstmarkt

Das Land NRW gönnte dem Kunsthandel einen eigenen Wirtschaftstag in Düsseldorf. Minister Harald Schartau will so den heimischen Standort für Galerien stärken, doch für den stagnierenden Kunstmarkt gibt es noch keinen Silberstreif am Horizont

VON PETER ORTMANN

Der Kölner Galerist Thomas Zander steht locker am Pult. „Sehen sie zu, dass sie weltweit nie Secondary Galery sind“, sagt er. So behielte man die Zügel beim Künstler in der Hand und sei nie abhängig von anderen, vielleicht größeren Galerien. Der Workshop „Neue Vermarktungsstrategien“ auf dem 5. NRW Kulturwirtschaftstag in Düsseldorf ist gut besucht. Seit Jahren stagniert der Kunstmarkt, die großen Versteigerungshäuser leiden unter dem Dumpingmarkt im Internet. Die Galerien auch. „Warum kostet eigentlich eine Original-Fotografie von Cadida Höfer im Netz 600 Euro, in Galerien 10.000 Euro?“ fragt eine Teilnehmerin. Fotogalerist Zander kommt in Erklärungsnotstand, versucht es mal mit mit der Qualität eines Künstler-Handabzugs, sieht aber auch Probleme in der Doppelverwertung, an dem die Künstler „eben noch einmal verdienen“ wollten.

NRW-Wirtschaftsminister Harald Schartau will mit dem Galeristen-Treff im Museum Kunstpalast Impulse für den heimischen Kunstmarkt setzen, der „einer der wichtigsten Bereiche der Kulturwirtschaft“ im Lande sei. Außerdem bestehe immer Bedarf an kleinen und mittelständischen Unternehmen, sagt er mit Blick auf immer noch zahlreiche Neugründungen – trotz der Baisse. Schartau, der sich als Gewerkschafter besser im Tarifdschungel oder als Motorbootfahrer mit dem nordrhein-westfälischen Kanalsystem auskennt, fühlt sich im Kulturbereich sichtlich unwohl und rettet sich in ein Zahlengewitter: Ein Drittel der deutschen Galerien hätten ihren Sitz in NRW. Der Umsatz der Künstler habe 2002 bei 160 Millionen Euro gelegen. 1.000 Beschäftigte seien im Galeriewesen beschäftigt, rund 9.800 Künstler gäbe es im größten Bundesland. „Viel zu viele“, sagt Gérard Goodrow, Direktor der Art Cologne, noch die größte Kunstmesse im Bundesgebiet. Es gäbe eine Überbevölkerung im Kunstmarkt, der Kuchen sei längst verteilt. Wenn dies ein andere Branche wäre, dann würde man vielen jungen arbeitslosen Künstlern sagen, sie sollten sich endlich umschulen lassen. Der US-Amerikaner mit deutschem Pass will auch nicht gegen den Messe-Konkurrenten Art Basel antreten. Dort würden Millionenverkäufe von einem zollfreien Lager zum anderen transportiert, in Köln gäbe es so ein Lager erst gar nicht.

Der Münchner Galerist Bernhard Wittenbrink ist Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Galerien. Er sieht die Krise, die seit den 1990er Jahren andauert, eher durch die vielen Kunstmessen verursacht. „Es wird nur noch gehyped, was durch den Durchlauferhitzer Kunstmesse gegangen ist“, sagt er. Dabei würden dort die Besucher und Sammler getäuscht und sammelten statt wichtiger Werke nur noch Messekaufhaus-Kunst. Verdienen täten die privaten Galeristen daran dennoch nichts: Das Bild auf der Wand sei so teuer, wie die Wand dahinter. Gewinner seien allein Messe-Großgalerien, die keine Vermittlungs- und Aufbauarbeit vor Ort mehr leisteten, sondern nur noch als Kaufleute die Ware Kunst verhökerten. Das sieht auch der vom Ministerium eingeladene, momentan erfolgreiche Galerist Michael Neff aus Frankfurt so. Auch er kann keinen Silberstreif für den Kunstmarkt von morgen entdecken. „Wenn ich so weiter mache wie jetzt, bin ich bald pleite“, sagt er stellvertretend auch für die zahlreichen Galeristen in NRW.

„Deshalb setzen wir in Nordrhein-Westfalen auf die Professionalisierung aller Teilnehmer am Kunstmarkt“, sagt Markus Eisenbeis vom Bundesverband Deutscher Kunstversteigerer. Er bemängelt besonders die Ausbildung und Kommunikation im Markt. Den Versteigerern geht es seit Ebay-Zeiten besonders schlecht, auch wenn das Auktionshaus Lempertz in Köln mit 35 Millionen Euro das umstatzstärkste in Deutschland ist. „Man muss im Kunstmarkt eben wie ein Autohändler agieren“, sagt Ex-Skirennläufer und Art-Basel Gründer Pierre Huber. Er ist Galerist und Sammler in einer Person. Sehr zum Leidwesen der Kollegen und Künstler, die seiner Kauf- und Verkaufspolitik mißtrauen. „Gestern hat mich mein Verkaufs-Agent aus den USA angerufen und mir mitgeteilt, das er ein Arbeit gut verkauft hat“, erzählt Huber. Er wußte gar nicht, dass er das Werk besaß und wer der Künstler sei, lacht er. Kunst sei nie seriös: „Ich sehe das immer noch als ein großes Spiel.“

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