2.500 Klink-Jobs im Strudel

Ein Drittel der Arbeitsplätze in den vier ehemals städtischen Kliniken sollen wegfallen oder ausgegliedert werden. Zugleich wird medizinische Leistung in „Kompetenzzentren“ an den vier Standorten konzentriert. Die Krankenkassen klatschen Beifall

bremen taz ■ Wenn Krankenhäuser „die Weichen auf Erfolg“ stellen, können 2.500 Arbeitsplätze schnell ins Trudeln kommen. So stellt sich die Lage an den ehemals städtischen Kliniken seit Montagabend dar. Nach einem Beschluss des Aufsichtsrats der Holding „Gesundheit Nord“, die die vier gemeinnützigen Häuser Ost, Mitte, Nord und Links der Weser unter ihrem Dach vereint, werden im Zuge einer neuen Ausrichtung der Kliniken bis 2009 rund 1.900 Vollzeitstellen von derzeit 5.750 abgebaut. Da im Gesundheitswesen viele Frauen Teilzeit arbeiten, ist die Zahl der Betroffenen weit höher.

Nach den gestern bekannt gegebenen Plänen soll ein großer Teil der von der Umorganisation Betroffenen „durch natürliche Fluktuation“ ausscheiden. Ein anderer soll in private Gesellschaften überführt werden; das gilt besonders für „patientenferne“ Arbeitsbereiche wie Küche, Reinigung, Einkauf und Apotheke. Im medizinischen Bereich sollen unterdessen die Leistungen gebündelt werden: An den verschiedenen Standorten werden Schwerpunktzentren entwickelt, während diese Leistung anderswo eingestellt wird (siehe Infokasten).

Besonders hart wird dies das Klinikum Ost treffen. Dies soll der neuen Strategie zufolge das Behandlungszentrum für Psychiatrie, Psychotherapie und Geriatrie sein. Neu hinzukommen soll die „Anschlussheilbehandlung“, die wohnortnahe Rehabilitation. Daneben bleibt dem Ortsteil Osterholz nur eine Notfallambulanz erhalten. Andere medizinische Bereiche sollen ans Klinikum Mitte gehen. „Wir sind die Verlierer“, sagt denn auch der Ost-Betriebsratsvorsitzende Lothar Schröder. Dass Holding-Chef Tissen in Ost derzeit kommissarisch als Finanzgeschäftsführer walte, habe dazu geführt, dass „für unsere Interessen niemand die Fahne hochgehalten hat.“ Unterdessen äußerte Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter „große Sorge“. „Das Krankenhaus ist für den Stadtteil wichtig.“ Er hoffe, dass die Debatte über die Zukunft des Klinikums noch nicht am Endpunkt angelangt sei.

Auch Uwe Schmidt von der Gewerkschaft Verdi hofft auf eine Debatte in der Fachöffentlichkeit. Bislang allerdings habe sich der Aufsichtsrat den Forderungen der Arbeitnehmervertreter nach alternativen Konzepten verschlossen. Dabei betonte Schmidt, dass auch Verdi die Neuausrichtung der Kliniken für notwendig halte. Bis zur Aufsichtsratsitzung im Juni will die Holding die Auswirkungen aufs Personal konkretisieren. Doch machte schon gestern auf der Pressekonferenz Holding-Chef Tissen deutlich, dass er selbst sogar für die Schließung eines oder zweier Häuser der Holding wäre. Doch dagegen habe die Politik interveniert.

Gesundheitssenatorin Karin Röpke (SPD) bekräftigte die Sicht Tissens, dass die Kliniken eine neue Struktur bräuchten, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. Sonst werde der Bestand aller Arbeitsplätze gefährdet. Teure, identische Angebote könnten nicht länger an mehreren Standorten vorgehalten werden. Politisch und fachlich sei erwünscht, das Klinikum Mitte zum „Maximalversorger“ auszubauen.

Während Gewerkschafter und Pressevertreter gestern anzweifelten, ob die soziale Versorgung von Kranken bei den erwarteten Einschnitten beim Personal noch gewährleistet sei, begrüßten die Krankenkassen die Pläne der „Gesundheit Nord“. Der Klinikverbund habe wesentliche und langjährige Forderungen der Kassen endlich berücksichtigt. Die Sicherheit der Versorgung werde nicht gefährdet, zumal die Pläne in der Krankenhausplanung des Landes noch abgestimmt würden. ede